Das Gebäude in Weyer, das heute als Bürgerhaus bekannt ist, blickt auf eine bewegte und vielseitige Geschichte zurück. Ursprünglich als Schule konzipiert, wandelte sich seine Nutzung im Laufe der Jahrzehnte mehrfach und passte sich stets den Bedürfnissen der Dorfgemeinschaft an.
Die Schulzeit: Bildung für die Region
1951 wurde der Bau einer neuen Schule beschlossen, die schließlich mit dem ersten Spatenstisch 1954 errichtet und 1956 eingeweiht wurde. Die Schule diente zunächst den Kindern aus Weyer, Urfey, Dreimühlen und Vollem als Lernort. Doch bereits 1960 konzentrierte sich der Schulbetrieb nur noch auf die Kinder aus Weyer und Urfey. Im Zuge einer Schulreform wurde der Unterricht 1969 endgültig eingestellt. Die Schüler besuchten fortan Schulen in Kallmuth und später in Mechernich. Damit endete das erste Kapitel der Gebäudenutzung.
Das Landschulheim: Ein Zentrum für Jugendfreizeiten
Schon ein Jahr nach der Schulschließung übernahm die "Evangelische Kirchengemeinde Kaarst-Büttgen" das Gebäude und nutzte es von 1970 bis 2000 als Jugendfreizeitstätte. Nach einer umfassenden Renovierung entstanden im Dachgeschoss Schlafräume für bis zu 45 Personen. Besonders für Katechumenen- und Konfirmandengruppen im Alter von 12 bis 15 Jahren wurde das Haus ein beliebter Ort für mehrtägige Aufenthalte. Neben religiösen Themen standen naturnahe Aktivitäten wie Wanderungen zur Kakushöhle oder Schnitzeljagden auf dem Programm, die den meist aus der Stadt kommenden Jugendlichen das Landleben näherbrachten.
Doch zum Jahrtausendwechsel endete diese Ära, da die Einrichtung für den ursprünglichen Zweck nicht mehr geeignet war. Ein Verkauf des Gebäudes stand zur Debatte. Der damalige Ortsbürgermeister Peter Wassong erkannte jedoch das Potenzial für die Dorfgemeinschaft und setzte sich erfolgreich dafür ein, dass das Gebäude von der Stadt Mechernich übernommen und neu genutzt wurde.
Der Kindergarten und das Bürgerhaus: Ein Zentrum für Jung und Alt
Ab 2001 begann die Umgestaltung: Eine Hälfte des Gebäudes wurde für einen Kindergarten umgebaut, der später erweitert wurde. Gleichzeitig entstand ein Bürgerhaus für die Weyerer Bevölkerung. Im oberen Bereich wurde ein Schankraum eingerichtet, die frühere Pausenhalle diente fortan als Gesellschaftsraum für kleinere Feiern und Versammlungen. Ein weiterer wichtiger Schritt war die Einrichtung eines Jugendraums im Keller im Jahr 2002. Über ein Jahrzehnt hinweg wurde dieser von den Jugendlichen selbst verwaltet und diente als Rückzugsort und Treffpunkt.
Der Verlust der Gaststätte und der Aufstieg des Bürgerhauses
2006 traf Weyer eine Zäsur: Die letzte Gaststätte im Ort schloss ihre Türen. Für ein Dorf, das für seine traditionsreichen Feste bekannt war, stellte dies einen schweren Einschnitt dar. Doch hier zahlte sich die Voraussicht von Peter Wassong aus. Durch die frühere Weichenstellung standen den örtlichen Vereinen nun Flächen zur Verfügung, um Zelte aufzustellen, in denen Veranstaltungen wie Karneval, Maiball, Kirmes und Herbstball weiter gefeiert werden konnten. Zudem wurde der Thekenbetrieb ins Bürgerhaus verlegt, sodass sich die Dorfbewohner weiterhin freitagabends zu einem geselligen Bier treffen konnten.
Mit der Zeit erwiesen sich die Zelte als zunehmend kostspielig und unpraktisch. Die Sehnsucht nach einer festen Veranstaltungsstätte wuchs.
Der Bau der Bürgerhalle: Ein neues Herz für Weyer
Nach zweijähriger Vorbereitung begannen 2011 die Bauarbeiten für eine neue Bürgerhalle. Mit dem tatkräftigen Einsatz aller teilnehmenden Dorfvereine entstand innerhalb kurzer Zeit ein neues Herzstück des Dorflebens. Im Mai 2012 wurde die Bürgerhalle feierlich eröffnet und ersetzte den lange vermissten Veranstaltungssaal. Seither können die Vereine ihre Feste und Feiern ausrichten, ohne hohe Zeltmieten aufbringen zu müssen.
Kontinuierliche Entwicklung und ein lebendiges Zentrum
Seither hat sich das Areal stetig weiterentwickelt. 2018 wurde ein Stuhlraum angebaut, moderne Toilettenanlagen kamen hinzu, und auch in den Folgejahren wurde das Bürgerhaus den aktuellen Bedürfnissen angepasst. Heute ist das Gelände der ehemaligen Schule ein zentraler Bestandteil der Ortskultur. Es ist Treffpunkt für Jung und Alt, Veranstaltungsort und gesellschaftliches Zentrum zugleich.
Das Gebäude in Weyer zeigt eindrucksvoll, wie sich ein Ort den Veränderungen der Zeit anpassen kann und dennoch seine Bedeutung für die Gemeinschaft behält. Dank des Engagements der Dorfbewohner bleibt es auch in Zukunft ein lebendiger Mittelpunkt des Ortes.