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    Die schlafenden Kinder der Göttin Helic

    Vor langer, langer Zeit, als die Menschen noch an die Mächte der Natur glaubten, lebte in den geheimnisvollen Tiefen der Kakushöhle die Göttin Helic. Sie war eine mächtige und gütige Göttin, die über Leben und Geburt wachte. Tief im Herzen der Höhle, abgeschieden von den zugänglichen Bereichen, in einem geheimnisvollen Raum, lag die Quelle des Lebens. Dort sammelte sich das reine Wasser, das neues Leben schenkte.

    Helic hütete diesen Ort mit größter Sorgfalt. Wenn die Zeit gekommen war, tauchte sie ihre Hände in das magische Wasser und formte daraus kleine schlafende Kinderseelen. Wenn diese ausgeruht und gestärkt für das Leben waren, trug sie Vorsichtig jedes Kind hinaus in die Welt, wo sie es liebevoll in die Arme der wartenden Eltern legte. „Hütet dieses Kind gut,“ sagte sie dabei stets. „Es ist ein Geschenk der Erde, des Himmels und der Liebe.“

    Nicht weit entfernt, am Herkelstein, lebte der Riese Kakus. Obwohl er groß und stark war, hatte er ein weiches Herz und half der Göttin oft dabei, die Kinder sicher zu ihren Familien zu bringen. Die beiden waren ein eingespieltes Team, und in stillen Stunden saßen sie in der Höhle zusammen, erzählten sich Geschichten und planten, wie sie den Menschen helfen konnten.

    Eines Abends jedoch kam Kakus wütend in die Höhle gestürmt. „Göttin Helic,“ begann er, „weißt du, was oben bei meinem Kartstein passiert? Die Leute kommen dorthin, spielen Karten, machen einen riesigen Lärm und stören die Ruhe. Unsere kleinen Kinder können kaum noch schlafen!“

    Helic legte die Hände auf die Ohren, als würde sie die Unruhe hören, und runzelte besorgt die Stirn. „Das geht nicht,“ sagte sie. „Die Kinder brauchen ihre Ruhe, bis sie bereit sind, das Licht der Welt zu erblicken.“

    Kakus nickte. „Aber die Menschen haben sich verändert. Eine neue Religion hat sich ausgebreitet, und ihre Priester verbieten das Kartenspielen. Die Leute schleichen sich deshalb heimlich zu meinem Kartstein, um dort zu spielen – und sie stören die Ordnung!“

    Helic dachte lange nach. „Wir müssen einen Weg finden, die Kinder zu schützen,“ sagte sie schließlich. „Denn sie sind das Wertvollste, was wir den Menschen schenken können. Wenn die Spieler die Ruhe der Höhle stören, dann müssen wir sie fortjagen.“

    „Aber wie?“ fragte Kakus.

    Helic lächelte geheimnisvoll. „Ich werde die Karten verzaubern,“ erklärte sie. „Immer wenn die Spieler zu laut werden, werden die Karten sich selbst mischen und hoch in die Luft fliegen. Sie werden keinen Spaß mehr am Spielen haben und sich einen anderen Ort suchen.“

    Kakus lachte. „Das ist klug, Helic! Lass uns noch heute beginnen.“

    So geschah es. Immer wenn die Kartenspieler laut wurden, sandte Helic einen Hauch Magie in den Wind. Die Karten wirbelten durcheinander, und die Spieler flüchteten. Die Höhle blieb wieder still, und die kleinen Kinder konnten friedlich schlummern, bis ihre Zeit gekommen war, das Leben zu betreten.

    Noch heute erzählen sich die Menschen in Weyer, dass jedes Kind aus der Tiefe der Kakushöhle stammt, wo es von der Göttin Helic mit Sorgfalt und Liebe geschaffen wurde. Und an stillen Sommerabenden, wenn der Wind sanft über den Kartstein streicht, munkeln manche, dass Kakus und Helic dort oben sitzen, still Karten spielen und über die Kinder wachen, die sie einst der Welt geschenkt haben.

    Neuerzählung von Ingo Keller: Weyer – Das Weyerer Märchenbuch (6/9), 2025


    Quellenangaben:

    Die Macht der Göttin von Sophie Lange aus: Sagen der Kakushöhle
    Kakus, Hollegöttin, Kartenspieler von Martina Schäfer: Die magischen Stätten der Frauen. Reiseführer durch Europa. Kreuzlingen/München 2000

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