Am 30Januar 1933 wurde Adolf Hitler Reichskanzler. Der Tag der sogenannten "Machtergreifung" wurde von den meisten Bewohnern in seiner vollen Tragweite kaum erkannt. Für viele sah das Ereignis wie eine der zahlreichen Kabinettswechsel der Weimarer Republik aus. Selbst die Nationalsozialisten gaben später in öffentlichen Reden, 1934 Gauleiter Grohe, 1935 Kreisleiter Binz, Schleiden zu, daß unsere engere Heimat sich erst spät dem Nationalsozialismus erschlossen habe.
Die entscheidenden Veränderungen nach der Machtübernahme vollzogen sich in unserem Gebiet erst in den nächsten Wochen und Monaten. Die Gemeinden wurden in Ortsgruppen der NSDAP gegliedert, mit einem Ortsgruppenleiter an der Spitze.
Der Landwirtschaft, dem sogenannten "Nährstand", galt die besondere Aufmerksamkeit der neuen Herren. Ein Ortsbauernführer war in der Gemeinde für den landwirtschaftlichen Bereich zuständig. Er überprüfte u.a. die Eintragungen in der von der Kreisbauernschaft herausgegebenen Hofkarte. Die dort aufgeführten Mengen dienten als Bemessungsgrundlage für die Abgabemenge, die ein landwirtschaftlicher Betrieb zu erbringen hatte. Am 29.September 1933 verkündete die Reichsregierung das neue Reichserbhofgesetz. Der Grundgedanke des Gesetzes war die ungeteilte Übergabe des Bauernhofes an einen männlichen Erben, den Anerben. Vom Anerbengericht Gemünd wurden im Oktober 1934 folgende landwirtschaftliche Betriebe in Weyer als Erbhöfe eingetragen: Peter Jakobi, Franz Michael Pütz, Matthias Strunk, Anton Breuer, Adolf Dahmen, Witwe Johann Esser und Theodor Schneider. Eine bestimmte Hektar- oder Morgenzahl als Mindestgröße für den Erbhof hatte der Gesetzgeber nicht vorgeschrieben, da dieAckerertragslage in jedem Gebiet unterschiedlich ausfiel. Das Anerbengericht Gemünd nahm als Anhaltspunkt zur Feststellung eines Erbhofes das preußische Erbhofrecht mit einer Mindestgröße von 30 preußischen Morgen.
Eine weitere wichtige Säule zur Festlegung ihrer Macht war für die NSDAP die Jugend. Die in der Gemeinde Weyer in der HJ (Hitlerjugend) organisierten Jugendlichen unterstanden dem Bann 388, Schleiden-Monschau. Wurde bis 1936 noch das Prinzip der Freiwilligkeit betont, so begann mit der Errichtung einer "Obersten Reichsbehörde" für den Reichsjugendführer ein neuer Abschnitt. Erstmalig wurden im Frühjahr 1936 Erfassungslisten mit den Namen aller Mädchen und Jungen des Geburtsjahrganges 1926 aufgestellt. Die Eltern wurden schriftlich aufgefordert, ihre Kinder bei der HJ anzumelden. Der ganze Apparat des Staates wurde aufgeboten, um eine totale Erfassung schon der Zehnjärigen zu erreichen. Die HJ-Führung versuchte gezielt durch Veranstaltungen und Appelle am Sonntagvormittag die Jugendlichen den Kirchen fernzuhalten.
Wie in den meisten katholisch geprägten Eifeldörfern, versuchte man auch in Weyer durch Anpassung das neue System ohne Blessuren zu überstehen, was nicht immer gelang.
Zu schweren und ernsten Auseinandersetzungen zwischen der örtlichen NS-Führung und der Kirche in Weyer kam es in den Jahren 1935 und 1936. Über diese Vorgänge wird an anderer Stelle der Chronik berichtet.
Ab 1935 war Weyer auf Anordnung der NS-Organisation KdF (Kraft durch Freude), wiederholt Erholungsort für Urlauber aus Berlin, Hannover, Thüringen und Schlesien.
Mit dem Einmarsch deutscher Truppen in die entmilitarisierte Zone des Rheinlandes am 7.März 1936, wurde Weyer zunehmend bei Manövern mit Einquartierungen belegt. Das Pfarrhaus wurde vorzugsweise von Offizieren als Quartier genutzt. Das Verhältnis zwischen den Soldaten und der Bevölkerung bezeichnete Pfarrer Forsbach als sehr gut. Die Einquartierung wäre von den Bewohneren als erfreuliche Abwechslung empfunden worden.
Beim Bau des Westwalls waren die Säle Wassong und Mauel mit Westwallarbeitern belegt. Zwischen ihnen und der Ortsbevölkerung herrschte nach dem Bereicht von Pfarrer Forsbach ein gespanntes Verhältnis. Den Grund dafür hat er nicht angegeben. Es soll sogar zu Auseinandersetzungen mit Tätlichkeiten gekommen sein. In der Nacht zum 5.August 1938 schändeten die Westwall arbeiter, die aus Berlin, Hamburg und Sachsen stammten, das Wegekreuz am Jülicherend. Aus diesem Anlaß fand am 7.August eine Sühneprozession durch den Ort statt. Ein ungenannter Pfarrangehöriger stiftete ein neues Wegekreuz.
Mit Ausbruch des 2.Weltkrieges am 1.September 1939, häuften sich die Einquartierungen. Die Verdunklung wurde angeordnet. Es gab keine Beleuchtung der Straßen mehr. Aus den Häusern durfte kein Lichtschein nach draußen dringen, um feindlichen Fliegern die Orientierung zu erschweren. Die Autos hatten Kappen auf den Scheinwerfern, nur ein schmaler Querschlitz ließ etwas Licht austreten. Die Verdunklung der Kirche bereitete erhebliche Schwierigkeiten. ] 94] erhielt ein Landwirt aus Weyer wegen Verstoßes gegen die Verdunkelungs vorschriften vom Amtsgericht Gemünd eine Geldbuße von 40,-RM.
Lebensmittelkarten wurden ausgegeben, die erst 1950 wieder abgeschafft wurden. Alle von der Landwirtschaft erzeugten Produkte unterlagen jetzt der Abgabepflicht.
Um das Herstellen von Butter bei den Selbstversorgern zu verhindern, mußten die Handkurbeln der Milchzentrifugen abgeliefert werden. Da häufig falsche Kurbeln abgeliefert oder das fehlende Teil ersetzt wurde, hatte diese Maßnahme nicht den gewünschten Erfolg. Ab 3 Juni 1943 mußten daher alle Zentrifugeneinsätze und Butterfässer an die Gemeindeverwaltung abgeliefert werden.
Um das Herstellen von Butter bei den Selbstversorgern zu verhindern, mußten die Handkurbeln der Milchzentrifugen abgeliefert werden. Da häufig falsche Kurbeln abgeliefert oder das fehlende Teil ersetzt wurde, hatte diese Maßnahme nicht den gewünschten Erfolg. Ab 3 Juni 1943 mußten daher alle Zentrifugeneinsätze und Butterfässer an die Gemeindeverwaltung abgeliefert werden.
Die Benachrichtigung über den Tod eines Soldaten an die Angehörigen durfte nicht mehr, wie 1914/18 noch üblich gewesen war, der Pfarrer überbringen, das machte jetzt der Ortsgruppenleiter.
Für die Pfarrkirche mußte eine Luftschutzmannschaft von neun Frauen und Männern aufgestellt werden. Ausgerüstet waren sie mit der Luftschutzspritze und einer Luftschutzapotheke. Mit dem kaum fingerdicken Wasserstrahl der Spritze hätte man im Ernstfall kaum etwas ausrichten können.
Mit Fortschreiten des Krieges wurden immer mehr Männer durch Einberufung der Landwirtschaft entzogen. Die Hauptlast der Arbeit auf dem Felde hatten jetzt die Frauen zu tragen. Sie wurden unterstützt durch Kriegsgefangene, die durch Anfangserfolge der Wehrmacht zu Hunderttausenden in deutsche Kriegsgefangenschaft gerieten. Ab 1941 wurden für die polnischen Kriegsgefangenen besondere Gottesdien-
ste in der Kirche zu Weyer abgehalten. Im September des gleichen Jahres wurde Pfarrer Forsbach von der Gestapo (Geheime Staatspolizei) inAachen verhört. Er war denunziert worden, weil er trotz nächtlicher Fliegeralarms am nächsten Morgen um 7 Uhr den Gottesdienst abgehalten hatte.
ste in der Kirche zu Weyer abgehalten. Im September des gleichen Jahres wurde Pfarrer Forsbach von der Gestapo (Geheime Staatspolizei) inAachen verhört. Er war denunziert worden, weil er trotz nächtlicher Fliegeralarms am nächsten Morgen um 7 Uhr den Gottesdienst abgehalten hatte.
Da nach den Angaben der damaligen Luftwaffenführung das Läuten der Kirchenglocken die Luftbeobachtung störte, wurde im November 1941 verfügt:
- In Zukunft wird nur mehr in der Zeit von morgens 8 bis abends 18 Uhr geläutet.
- Die Glocken läuten jeweils nur auf die Dauer von 3 Minuten.
- An Sonn- und Feiertagen wird vor den einzelnen Gottesdiensten nur einmal geläutet.
Ab 1942 hörte man immer häufiger in der Nacht das Brummen der englischen Bombenflugzeuge, die über unser Gebiet hinweg in Richtung Köln und das Ruhrgebiet flogen. Köln erlebte in der Nacht zum 31.Mai 1942 als erste deutsche Stadt einen Luftangriff mit über tausend Flugzeugen (Codenamen: Operation Millenium). Bei diesem Angriff wurden 469 Kölner getötet, 5027 verletzt und 45.132 Personen obdachlos. In immer kürzer werdenden Abständen ertönten jetzt nachts die Brandhörner.
In Ermangelung einer Luftschutzsirene mußten im nächtlichen Wechsel immer zwei Männer, ausgerüstet mit Brandhörnern, nachts Kontrollgänge durch den Ort machen. Beim ertönen von Flugzeugmotoren gaben sie mit dem Brandhorn Fliegeralarm.
In Ermangelung einer Luftschutzsirene mußten im nächtlichen Wechsel immer zwei Männer, ausgerüstet mit Brandhörnern, nachts Kontrollgänge durch den Ort machen. Beim ertönen von Flugzeugmotoren gaben sie mit dem Brandhorn Fliegeralarm.
Mit dem Jahre 1943 wuchs die Belegung unseres Ortes mit Fliegergeschädigten aus den Städten. Zweimal hatte der Ort in diesem Jahr großes Glück, als ein englisches und ein amerikanisches Flugzeug außerhalb der Ortslage abstürtzten. Beide Maschinen brannten aus. Nach der Invasion der Alliierten in der Normandie (6.6.l944) und der Eroberung von Flugplätzen in Frankreich, wurde das Leben auf dem Lande durch dauernde Tieffliegerangriffe immer unerträglicher und gefahrvol ler. Da die alliierten Tiefflieger auf alles schossen, was sich bewegte, war eine geregelte Arbeit in der Feldbestellung nicht mehr möglich. Bei einem Tieffliegerangriff im Februar 1945 wurde Frau Maria Müller geb. Keller in ihrer Küche tödlich getroffen. Selbst die Bahnfahrten wurden trotz angehängtem Waggon mit 2 cm- Vierlingsflakgeschütz für Fahrgäste und Geschützbedienung zum Himmelfahrtskommando.
Nachts standen in langer Reihe Wehrmachtsfahrzeuge in Vollem, um in dem Militärzwischenlager, das im Saale Jansen untergebracht war, Militärnachschub zu laden und dann noch vor dem ersten Tageslicht wieder zu ihren Einheiten ohne Tieffliegerbeschuß zurückzukehren. Bei Luftangriffen suchten die Bewohner Schutz in den Kellern. In einigen hatte man durch eingezogene Holzstützen die Decken verstärkt.
Eine Anzeige gegen Pfarrer Forsbach führte zur erneuten Vernehmung bei der Gestapo in Aachen. Auch diesmal konnte man ihm nichts nachweisen. Am 3.September 1944 rückten die Jungen der Jahrgänge 1928/29 zum Schanzen an den Westwall ab.
Sie sollten durch den Bau von Unterständen und Schützengräben die Verteidigungskraft des Westwalls erhöhen.
Nachts standen in langer Reihe Wehrmachtsfahrzeuge in Vollem, um in dem Militärzwischenlager, das im Saale Jansen untergebracht war, Militärnachschub zu laden und dann noch vor dem ersten Tageslicht wieder zu ihren Einheiten ohne Tieffliegerbeschuß zurückzukehren. Bei Luftangriffen suchten die Bewohner Schutz in den Kellern. In einigen hatte man durch eingezogene Holzstützen die Decken verstärkt.
Eine Anzeige gegen Pfarrer Forsbach führte zur erneuten Vernehmung bei der Gestapo in Aachen. Auch diesmal konnte man ihm nichts nachweisen. Am 3.September 1944 rückten die Jungen der Jahrgänge 1928/29 zum Schanzen an den Westwall ab.
Sie sollten durch den Bau von Unterständen und Schützengräben die Verteidigungskraft des Westwalls erhöhen.
Hitler befahl am 18.0ktober 1944 die Aufstellung des Volks sturms. Männer von 16 bis 65 Jahren stellten das letzte Aufgebot. Sie bauten Splittergräben und Panzersperren. Eine Panzersperre wurde am Ortsausgang Richtung Dreimühlen in Höhe der Tankstelle errichtet. Ab Dezember 1944 waren Strom- und Wasserzufuhr häufig unterbrochen. Pfarrer Forsbach berichtet, daß der Ort zeitweise mit 2000 bis 3000 Soldaten belegt war, was eine unerträgliche Belastung für die Einwohner darstellte.
Der 5.1 anuar 1945 gilt als schwarzer Tag in der Geschichte des Ortes Urfey. Alliierte Bombenflugzeuge belegten den Ort mit einem Bombenteppich. Die Sprengbomben zerstörten Häuser, hoben in Vollem die Dächer ab und wühlten Felder und Wiesen um. Der letzte Bombentrichter in Richtung Vollem befand sich auf der Straße, nicht weit von dem heutigen Anwesen Schnichels. Hinter Vollem in Richtung Eiserfey, fielen die nächsten Sprengbomben. An der Kirche in Weyer wurden sämtliche Fenster an der Nordseite zerstört und es entstanden Risse im Mauerwerk. Bei diesem Angriff kamen in Urfey 10 Menschen ums Leben. Es waren Bernhard Zingsheim, Hermann Zingsheim, Helene Zingsheim und die Gattin des Notars Sehröder aus Gemünd, die zur besseren Sicherheit ihren Wohnsitz nach Urfey verlegt hatte. Die übrigen Tote waren Soldaten der Wehrmacht.
Der 5.1 anuar 1945 gilt als schwarzer Tag in der Geschichte des Ortes Urfey. Alliierte Bombenflugzeuge belegten den Ort mit einem Bombenteppich. Die Sprengbomben zerstörten Häuser, hoben in Vollem die Dächer ab und wühlten Felder und Wiesen um. Der letzte Bombentrichter in Richtung Vollem befand sich auf der Straße, nicht weit von dem heutigen Anwesen Schnichels. Hinter Vollem in Richtung Eiserfey, fielen die nächsten Sprengbomben. An der Kirche in Weyer wurden sämtliche Fenster an der Nordseite zerstört und es entstanden Risse im Mauerwerk. Bei diesem Angriff kamen in Urfey 10 Menschen ums Leben. Es waren Bernhard Zingsheim, Hermann Zingsheim, Helene Zingsheim und die Gattin des Notars Sehröder aus Gemünd, die zur besseren Sicherheit ihren Wohnsitz nach Urfey verlegt hatte. Die übrigen Tote waren Soldaten der Wehrmacht.
Bei dem Bombenhagel wurden auch die Rohre der Mechernicher Wasserleitung zerrissen und standen gegen Himmel. Durch das auslaufende Wasser füllten sich die Bombentrichter bis zum Rand mit Wasser und es war bei Nacht lebensgefährlich die Straße zu benutzen, da die Gefahr bestand, in die Trichter zu fallen und zu ertrinken.
Nach diesem Angriff verbrachte ein Großteil der Bevölkerung die Tage im Stollen oder in der Kakushöhle, wo schon die Firma Girards aus Vussem mit ihrem Maschinenpark, ebenso ein Teil der Kreisverwaltung (Kreispolizeibehörde und Straßenverkehrsamt), Zuflucht gefunden hatte.
Nach diesem Angriff verbrachte ein Großteil der Bevölkerung die Tage im Stollen oder in der Kakushöhle, wo schon die Firma Girards aus Vussem mit ihrem Maschinenpark, ebenso ein Teil der Kreisverwaltung (Kreispolizeibehörde und Straßenverkehrsamt), Zuflucht gefunden hatte.
Am 6.März, bei diesigem, naßkalten Wetter lag Weyer, genau wie schon in der Nacht vorher unter amerikanischem Artilleriebeschuß. Einige Häuser, Scheunen und Stallungen wurden zerstört oder erheblich beschädigt. Am Nachmittag besetzten amerikanische Truppen den Ort. Peter Jacobi wurde beim Heraustreten aus seinem Haus von den Amerikanern erschossen. Die Gründe für diese unsinnige Handlung konnten nie geklärt werden. Eine kleine deutsche Einheit leistete an der Kirche Widerstand, worauf die Amerikaner das Feuer auf die Kirche eröffneten. Zwei Granaten durchschlugen das Kirchendach. Nach Abzug der deutschen Truppen wurde die gesamte Bevölkerung gegen 18 Uhr in die Kirche getrieben. Am nächsten Morgen gegen 11 Uhr durfte sie die Kirche verlassen und in die geplünderten, teilweise verwüsteten Wohnungen zurückkehren. Der Krieg war für Weyer zu Ende. Eine neue Zeit konnte beginnen.