Zeittafel und Funde (Auszug) am Kartstein = Kakushöhle
Vor etwa 300.00 bis 200.000 Jahren
Während einer wärmeren Periode der mittleren Eiszeit wird durch Süßwasser-Ablagerungen der Kartstein aufgebaut (Kalktuff).
Vor 200.000 Jahren
Kalkreiche Bäche fließen ins Feytal. Die Quellen des heutigen Hauserbachs entstehen. Nomaden lagern auf dem Felsen, bezeugt durch einen 6 cm großen behauenen Kieselstein (gefunden innerhalb des Felsgesteins).
Vor 100.000 bis 60.000 Jahren
Während der vierten Eiszeit waschen die Wasser der nahen Bäche die Höhlen, Nischen und Grotten aus dem Felsen aus.
Ab 80.000 vor der Zeitrechnung
Urtiere wie Höhlenlöwe, Höhlenhyäne, Ren, Mammut, Wollnashorn, Riesen- und Rothirsche (kaltzeitliche Tierwelt) sowie Auerochse, Wildschwein, Wolf und Wildpferd (warmzeitliche Tierwelt) nutzen die Höhle als Versteck. Höhlenbären halten dort ihren Winterschlaf oder ziehen sich zum Sterben in das Erdinnere zurück.
Vor 40.000 Jahren
Jagdstämme halten sich am Kartstein auf und legen in beiden Höhlen Feuerstellen an. Steinerne Faustkeile, Spitzen und Schaber sind Zeugen dieser Zeit.
Vor 30.000 Jahren
Menschen in der Kakushöhle benutzen große Klingen und kurze Kratzer. Aus Tierknochen stellen sie Pfeilspitzen her.
Vor 5.600
Die Menschen der Jungsteinzeit halten sich in der Höhle auf und hinterlassen Steingeräte.
Ca. 700 vor Chr.
Menschen rasten regelmäßig in der Höhle und hinterlassen Tonscherben, bronzene Gewandnadeln sowie "Tierknochen aus dem Küchenabfall".
Ca. 500 vor Chr.
Während der Eisenzeit erbauen die Kelten auf der Oberfläche des Kartsteins eine Wallanlage, die während der Benutzung als ca. 9 m breite und 2,5 m hohe Ringmauer mit hölzerner Brustwehr bestand. Durch die natürlichen Abhänge und durch diesen Abschnittswall entsteht eine Fluchtburg. Hierhin können die Menschen der Umgebung bei Kriegsgefahr flüchten.
2. bis 3. Jahrhundert n. Chr.
Römer halten sich in der Höhle auf. Herdplatten, Keramikscherben, Fibeln, Nadeln und Münzen sind Funde aus der Römerzeit.
3. bis 4. Jahrhundert n. Chr.
Die Wallanlage Abschnittswall wird in Stand gesetzt und muss sich als Verteidigungsschanze gegen die anstürmenden Franken bewähren.
900 n. Chr.
Scherben von sogenannten Kugeltöpfen bezeugen, dass Menschen auch während der Karolingerzeit die Höhle bewohnten.
Um 1.000 n. Chr.
Lanzenspitzen, bleierne Musketenkugeln, Keramik und Münzen in der großen Höhle sind Relikte aus dem Mittelalter.
13. bis 14. Jahrhundert n. Chr.
Geschirrbruchstücke und eine aufgedeckte Herdstelle bleiben aus dieser Zeit zurück. Bauern beackern den Hang des Plateaus.
1728 n. Chr.
Die Abtei Steinfeld betreibt einen Eifelmarmor - Steinbruch am Kartstein. Von 1503 ist Besitz der Abtei im nahen Eiserfey (Yserenveye) nachgewiesen.
1880 n. Chr.
Ein Privatmann, Jacob Ruhr aus Euskirchen, gräbt in der großen Höhle. Der Archäologe und Anthropologe Hermann Schaafhausen vom Provinzialmuseum (späteres Landesmuseum Bonn) berichtet ausführlich über Funde wie Feuersteine, Tierknochen, Zähne von Höhlenbären und vieles andere.
1902
Am 5. August 1902 besucht Kronprinz Friedrich Wilhelm, Sohn von Kaiser Wilhelm II., innerhalb eines Jagdaufenthaltes die Kakushöhle. Er soll damals gesagt haben: "Die Eifel ist ein herrliches Jagdgebiet, nur schade, dass hier Menschen leben."
1907
Am 28. Juli 1907 wird die Kaiserbüste Wilhelm II während einer großen Feierstunde aufgestellt. Unzählige Menschen aus der ganzen Umgebung kommen zur Kakushöhle. (siehe Bericht: Die Büste des Kaisers)
1911 - 1913
Carl Rademacher, damaliger Direktor des Kölner Museums für Vor- und Frühgeschichte, leitet im gesamten Höhlengebiet Ausgrabungen, die von Arbeitern des Mechernicher Bleibergwerks ausgeführt werden. Ans Tageslicht kommen zahlreiche Funde, darunter Tierknochen, Feuerstellen, Handwerk- und Jagdgeräte. Auch entdeckt er Siedlungsspuren. Ausführlich berichtet er darüber (Praehistorische Zeitschrift u.a.)
1912
Man befürchtet, dass die Kakushöhle "zu gewerblichen Zwecken" abgetragen wird. Prof. Voigt aus Bonn setzt sich für den Erhalt der Höhle ein.
1914 - 1932
Am Kartstein wird ein Steinbruch betrieben.
1932
Der damalige Kreis Schleiden kauft den Kartstein auf, der bisher in Privatbesitz war. Das Gebiet wird am 26. 3. 1932 unter Naturschutz gestellt (als erstes im Regierungsbezirk Aachen). Nun kann sich ein einmaliger Pflanzen- und Baumbewuchs entwickeln.
1939
In der kleinen Höhle sprengt man abgestürzte Blöcke. Dadurch öffnet sich ein Blick in das Tal und auf die fernen Höhen. Neben dem Kalten Loch (kleine Höhle) wird die Dunkle Kammer (Nische in der großen Höhle) vom Landesmuseum Bonn erforscht.
Ca. 1940
Die Kakushöhle dient einer Gießerei als "bombensicherer" Arbeitsplatz. Wahrscheinlich wird nun der Boden der Höhle einplaniert. Der Felsen, an der anderen Seite der B 477 (gegenüber der Gaststube, heute Privatbesitz) wird durch Steinabbau bis auf wenige Reste abgetragen.
1944/45
Vom November 1944 bis zum April 1945 ist die Kreispolizeibehörde (Ordnungsamt) und das Straßenverkehrsamt der Kreisverwaltung Schleiden in der Kakushöhle untergebracht. Außerdem dient sie als Materiallager einer nahegelegenen Maschinenfabrik.
1959
Man legt den Querschnitt von 1939 durch das Kalte Loch nochmals frei und untersucht diese. Die gesprengte Öffnung wird durch eine Steinmauer gesichert. Raubgrabungen machen erforderlich, dass der Erdboden dieser Höhle mit Baustahlmatten und Sand abgedeckt wird.
1970
Der Nebeneingang im Osten der Kakushöhle wird untersucht. Dazu räumt man große Steinklötze weg, wodurch sich der Eingang vergrößert. Weitere Untersuchungsergebnisse werden in den Bonner Jahrbüchern (BJ 172/1972) veröffentlicht.
1973
Aus den Kreisen Schleiden und Euskirchen entsteht infolge Neugliederung der neue Kreis Euskirchen. Die Kakushöhle gehört nun zur Stadt Mechernich im Kreis Euskirchen.
1975
Vor der Höhle treffen sich sonntags junge Leute bei Musik und Tanz. Ein Verbot beendet das gesellige Beisammensein.
1977
Tonnenschwere Steinbrocken haben sich von der Höhlendecke gelöst und drohen herabzustürzen. Um Besucher nicht zu gefährden, stützt man die Decke durch zwei Betonpfeiler ab. Felspartien werden durch Betonstützmauern verstärkt. Im Zuge der Arbeiten werden Nachgrabungen und Untersuchungen vom Rheinischen Landesmuseum durch Hartwig Löhr durchgeführt. Zahlreiche neue Funde werden freigelegt. Gleichzeitig werden naturkundliche und geologische Untersuchungen vorgenommen.
1978
An der Kakushöhle werden 250 verschiedene Pflanzenarten registriert (ohne Moose, Pilze und Flechten).
1986
Da ein kleines Fachwerk - Gasthaus an der Kakushöhle abgebrannt ist, lässt die Stadt Mechernich ein steinernes Gebäude mit Imbissstube und Toilettenanlagen bauen. Ein Pächter übernimmt die Gastronomie.
1987
Man findet die Kaiserbüste im Steingeröll und stellt sie am Eingang des Geländes auf. Das Haupt ist abgeschlagen und bleibt verschollen.
1990
Die Höhlen werden wegen ihrer Siedlungs- und Kulturreste sowie wegen ihrer Bedeutung für die Wissenschaft als Bodendenkmal geschützt.
1991
Nun wird auch der Abschnittswall unter Denkmalschutz gestellt.
1992
In der nahegelegenen Pfarrkirche von Weyer wird bei Entfernung des Hauptaltars ein wertvoller Matronenstein entdeckt. Der Beinamen dieser Schutzgöttinnen Vacallinehae zieht eine Verbindung zum Heidentempel Nöthen - Pesch, aber auch zu der kleinen Kulthöhle im Kartstein, da in der Volksüberlieferung stets von einem unterirdischen Gang zwischen der Höhle und der Weyerer Kirche die Rede war (siehe Sagen der Kakushöhle).
1993
Die Dunkle Kammer in der großen Höhle wird durch ein Gitter abgetrennt, um die dort überwinternden Fledermäuse zu schützen.
2000
Das Naturdenkmal Kartstein = Kakushöhle mit seinen Höhlen und dem einmaligen Baum- und Pflanzenbewuchs ist ein beliebtes Ausflugs- und Wanderziel für Groß und Klein