Der Kriegszustand wurde am Abend des 31.Juli 1914 im Ort bekanntgemacht. Am späten Nachmittag des l.August folgte der Mobilmachungsbefehl Sr.Majestät. Die ersten Reservisten mußten Weyer am 3.und 4.August verlassen. Die Männer des Landsturms, wurden am 9.August zur Bewachung wichtiger Verkehrsknotenpunkte (z.B.KallerTunnel)einberufen.Zum gleichen Zweck führten auf der Wallenthaler Höhe stationierte Flugzeuge Kontrollflüge aus.
Als Aufmarschgebiet von drei deutschen Armeen erlebte die Eifel in den ersten drei Wochen nach Kriegsausbruch gewaltige Truppendurchziige.
Militärtransporte rollten über die für den Zivilverkehr gesperrte Eisenbahnstrecke Köln- Trief. In unserem Gebiet nahm die 2.Armee unter Generaloberst von Bülow Aufstellung, die in der Nacht vom 4. zum 5.August die Grenze überschritt und Lüttich einnahm. Ein patriotisches Hochgefühl ergriff die Bevölkerung. Mit hochbeladenen Handwagen und Gespannen zoge die Einwohner zur nächsten Bahnstation, um durchfahrende Truppen zu bewirten. Die Schulen wurden bei Beginn des Krieges geschlossen.
Der Unterricht begann wieder am l.Seprember 1914. Auf Geheiß des Erzbischofs fand in der Kirche am 5.August ein Segensamt "In Kriegszeiten" statt.
Noch ahnte niemand, wie lange der Krieg dauern sollte. Mit zunehmender Kriegsdauer erhielten immer mehr wehrfähige Männer den Einberufungsbefehl. Selbst der Landwirtschaft fehlten die Arbeitskräfte. Dem Kreis Schleiden wurden fast die Hälfte der Pferde für Kriegszwecke entzogen (507 von 1283). Kriegsgefangene und Urlauber versuchten, die Landwirtschaft aufrechtzuerhalten. Etwa 30 Kriegsgefangene, aus Sibirien, dem Kaukasus und Polen, ein Italiener und ein Franzose waren im Saal Wassong untergebracht. Die Katholiken unter ihnen besuchten sonntags die Messe in der Pfarrkirche Weyer. Der Italiener ging zum Pfarrer Lejoly nach Kallmuth in den Gottesdienst. Für orthodoxe Christen unter den Gefangenen kam von Zeit zu Zeit der sogenannte .Polenseelsorger" aus Köln. Er versammelte die Gläubigen aus den Dörfern ringsumher in Zingsheim.
Ab 1915 begannen die Lebensmittel knapp zu werden. Vom Februar 1915 an gab es Brotkarten. 1916 wurden rationiert: ab Frühjahr Kartoffeln, ab Sommer alle übrigen Lebensmittel und ab Herbst das Fleisch. Die Landwirte waren mit ihren Erzeugnissen abgabepflichtig. Das Getreide ging an den Kreis-Commissionär Levano aus Kommern. Trotz Kontrollen durch Gendarmen und Militär gelang es den Landwirten, einen Teil zurückzuhalten und zu Wucherpreisen zu veräußern. So stieg allein der Preis von einem Pfund Erbsen von 50 Pfennig im Jahr 1915 auf 5,30 Mark im Jahr 1918.
Der strenge Winter 1917 steigerte Not und Hunger. Der Preis für ein Ei stieg von 7 Pfennig im Jahr 1913 auf 1,40 Mark Anfang 1918.
In den Industriestädten wurde die Lage immer trostloser. Scharenweise kamen die Leute, häufig Kinder al leine, in die Dörfer um Lebensmittel zu kaufen. Pfarrer Firmenich vermerkte wörtlich: "Leider wurde manchmal die Not der Armen ausgenutzt, das Thema vom Lebensmittelwucher ist kein die große Zeit ehrendes."
An zwei Nachmittagen in der Woche hatten die Kinder schulfrei um Laub zu sammeln, das als Futter für die Heerespferde diente.
Trotz der schlechten Versorgung und durch die Verschleierung der wirklichen Lage an den Fronten, herrschte unter der Bevölkerung noch Siegeszuversicht. Deshalb war sie fassungslos, als sie hörte, daß die Oberste Heeresleitung am 28.September 1918 von der Reichsregierung ein Waffenstillstandsersuchen fordert. Am II. November trat der Waffenstillstand in Kraft. Kaiser Wilhelm 11. dankte ab und floh nach Holland.
Nach einer der Bedingung des Waffenstillstandes mußten sich die deutschen Truppen bis Ende November 1918 auf die rechte Rheinseite zurückziehen. Aus Frankreich kommende Truppen zogen durch den Kreis Schlei den. Es waren 25 Divisionen der 17. und 18.Armee, die in der Zeit vom 16. bis 28.November in Richtung Rhein marschierten. In sämtliche Ortschaften des Kreises gab es Einquartierung. Pfarrer Firmenich berichtet als Augenzeuge: "Tag um Tag kam für den Ort Einquartierung, oft bis zu 2000 Mann und Hunderte Pferde. In den Nachbarorten wurde sogar verschiedentlich die Kirche belegt. Die Kakushöhle wurde mehrfach als Unterkunft für Mannschaften und Pferde benutzt, am Eingang brodelte und dampfte die Feldküche.
Einige Male mußten die Pferde zu Hunderten draußen in Wind und Regen bleiben.
Am 5.Dezember 1918 erschienen die ersten englischen Besatzungstruppen im Kreis Schleiden. Der Generalstab des 9.Korps quartierte sich in der Kreisverwaltung in Schleiden ein, wo auch der englische Zonenkommandant seinen Sitz hatte. Unterzonenkommandanten waren in Eicks, Mechernich, Gemünd, Vlatten und HeJlenthal stationiert. Mitte Dezember erlebte Weyer ein militärisches Schauspiel. Die gesamte Artillerie einer englischen Armee zog durch den Ort, von 10 Uhr morgens bis zum Abend. Die schweren Geschütze waren mit 8 bis 10 Pferden bespannt. Weyer hatte nur eine Nacht Einquartierung. Eine Autokolonne mit 56 englischen Soldaten mußte aufgenommen werden. Am 27.März 1919 erhielt Weyer die zweite englische Einquartierung, eine bespannte Batterie. Sofort herrschten strenge Vorschriften im Ort. Nach 21 Uhr durfte niemand mehr auf die Straße. Im Pfarrhaus wurden die Offiziere einquartiert. Pfarrer Firmenich beschrieb das Verhalten der Soldaten gegenüber den Bewohnern als korrekt. Nach vier Wochen wurde diese Batterie durch eine andere abgelöst.
Die Bespannung bestand aus Maultieren, die unter freiem Himmel auf einer Wiese am Jülicher End standen.
Diese Soldaten bezeichnete der Pfarrer als rücksichtslose Sieger. Die 1907 an der Kakushöhle aufgestellte Büste KaiserWilhelm II. diente als Zielscheibe bei ihren Schießübungen. Die Bewohner atmeteten auf, als die Truppe am 14.Mai 1919 den Ort verließ. ')
Ab 10.November 1919 kamen Franzosen, ab l.August 1922 die belgischen Soldaten als Besatzung in den Kreis Schleiden.