Der seit 1872 einsetzende Kulturkampf, die heftige Auseinandersetzung zwischen dem preußischen Staat und der katholischen Kirche, belebte in der katholischen Bevölkerung den alten anfänglichen Widerspruch zur preußischen Herrschaft neu. Die staatlichen Maßnahmen trafen auch den Pfarrer in Weyer und die Kirchenverwaltung.
Als erstes beseitigte die Regierung die Schulaufsicht durch die Ortspfarrer. Am 9.Juli 1877 teilte der Bürgermeister dem Kirchenvorstand mit, daß er aufgrund einer Regierungsverfügung, die zum Pfarramt gehörenden, vom Pfarrer bis dahin genutzten Dotations Ländereien für den Staat beschlagnahmen müsse.
In Köln regierte anstelle der Erzbischöflichen Behörde, der Königliche Komissar Schuppe. Mit Schreiben vom 6.Dezember 1877 verlangte er vom Kirchenvorstand in Weyer binnen 14 Tagen die Zu sendung des Haushalts für 1878 und eine Auflistung des gesamten Kircheninventars. Bei Nichtbefolgung drohte jedem Kirchenvorstandsmitglied eine Strafe von 30,-Mark. Der Kirchenvorstand antwortete darauf am 17 Januar 1878 wie folgt: "Laut der erst am 7 Januar an uns gelangten Aufforderung Euer Wohlgeboren, die Zu sendung des Budget 1878 und des Inventars betreffend, übersenden wir Euer Wohlgeboren das Erstere, nicht freiwillig, sondern weil wir der Gewalt nicht wiederstehen wollen, und darum unter Vorbehalt." (Es gehörte schon eine Portion Mut dazu, in dieser Form der Obrigkeit zu begegnen.) 1887 kam es zu einer
Annäherung zwischen Papst Leo XIII und dem preußischen Staat. Die Regierung hob Schritt um Schritt die die kirchlichen Rechte einschränkenden Gesetze auf, und die Verhältnisse normalisierten sich.