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    aus: Sagen der Kakushöhle - von Sophie Lange
     
    Das Höhlengebiet bei Dreimühlen (zwischen Weyer und Eiserfey) hat mehrere Namen. Man nennt es Kartstein, "Große Kirche" oder "Kakushöhle". Um den Namen Kakushöhle rankt sich eine alte Sage.
     
    Vor langer, langer Zeit hauste in den Höhlen am Kartstein ein feuerspeiender Riese mit Namen Kakus. Er war über fünf Meter groß und besaß Bärenkräfte. Einen Baum riss er mit einer einzigen Hand aus und die schwersten Steine schleuderte er mit Leichtigkeit durch die Luft. Wild hingen ihm die zottigen Haare um den wüsten Kopf, den ein langer Bart noch unheimlicher machte. Als Schutz vor der Kälte trug er Kuhhäute, die nur so vor Schmutz starrten. Im Gürtel steckten gebleichte Rippen von Wildschweinen. Damit kämmte er seinen Bart.
     
    Kakus war der Schrecken der ganzen Gegend, denn er war grausam und böse, bitterböse. Er zertrampelte das Getreide auf den Feldern und raubte das Vieh von den Weiden. Den stärksten Bullen erschlug er mit der Faust und verschlang ihn gierig mit Haut und Haaren. Sein Riesenhunger war unersättlich. Ohne Erbarmen quälte er die Menschen und machte auch vor Kindern nicht Halt.
     
    Eines Tages kam von weither ein Held namens Herkules in die hiesige Gegend. Einige Kilometer von der Höhle entfernt ließ er sich auf einer Hügelkuppe nieder. Auch Herkules war ein Riese, aber er sah ganz anders aus als der Unhold. Sauber waren seine Kleider und rein gewaschen war seine Haut. Wohlgeordnet fielen ihm die langen Locken auf die Schultern. Er war ehrenhaft und hilfsbereit. Mit seinen Riesenkräften half er den Menschen, wann immer es ihm möglich war. Er zog ihnen den Pflug, holte aus dem Wald Bäume und brach diese mit der Hand zu Brennholz. So war er bei den Menschen sehr beliebt. Eines Tages baten sie ihn: "Lieber, guter Riese, befreie uns von dem schrecklichen Ungeheuer!" Herkules versprach Hilfe und machte sich auf den Weg zur Höhle. Seinen Keulenstock nahm er mit.
     
    Breitbeinig stand Kakus vor dem Eingang der Höhle. "Was willst du hier, du Fremdling", donnerte er dem guten Riesen entgegen.
     
    "Ich bitte dich, die Menschen in Ruhe zu lassen", sagte Herkules höflich aber bestimmt. Auf diese freundlichen Worte hatte Kakus nur ein höhnisches Lachen. Er lachte so dröhnend, dass es wie Donner in den Felsspalten widerhallte. "Ich lasse mir von niemandem etwas sagen. Von niemandem!" höhnte er, nahm einen schweren Steinbrocken und warf ihn in Richtung des guten Riesen. Dieser sprang blitzschnell zur Seite und ergriff seinerseits einen Stein, um sich zu verteidigen. Damit begann der Kampf der Riesen.
     
    Steine pfeifen durch die Luft; es zischt und heult, kracht und knallt, grollt und donnert. Die Erde bebt von dem Schlachtgetümmel, der Himmel verdunkelt sich. Riesige Brocken schlagen gegen die Felswände, poltern zu Boden, stürzen zu Tal, schlagen auf, bleiben liegen, übereinander, nebeneinander, kreuz und quer. Immer näher kommen sich die beiden Riesen, bis sie sich schließlich in einem Nahkampf gegenüber stehen. Kakus reißt einen großen Baum aus und prügelt damit auf Herkules ein. Dieser wehrt sich mit seiner Riesenkeule. Schlag auf Schlag folgen die Hiebe, begleitet von wütendem Gebrüll.
     
    Doch mit einem Mal verstummte das Kampfgetöse. Ein schwerer Keulenschlag hatte den bösen Kakus tödlich getroffen. Mit einem letzten Schrei sank er zu Boden. Herkules hatte gesiegt, aber er war schwer verletzt und blutete aus vielen Wunden. Mühsam schleppte er sich bis zu seiner Behausung, wo er nach drei Tagen starb. Die Menschen begruben ihren Befreier. Bis heute heißt ein Hügel bei Holzheim der Herkelstein.

    Originaltext von 1907
     
    Vor langer Zeit wohnten in der Nähe des Kartsteins zwei Bauern, welche leidenschaftlich das Kartenspiel liebten. Die Karwoche war angebrochen, das Osterfest stand vor der Türe. Anstatt in die Kirche zu gehen, begaben sich die beiden Spieler in die Kakushöhle, um beim Kartenspiele ungestört zu sein. Bald gesellte sich zu ihnen ein dritter, welcher bat, an dem Spiele teilnehmen zu dürfen. Da der Fremde mit dem Golde in der Tasche klimperte, wurde ihm die Bitte bereitwillig gewährt.
     
    Während der Neuangekommene beim Spiel vom Unglück verfolgt wurde, wuchs das Goldhäuflein der Bauern zusehends; doch schien das Gold bei dem Fremden nicht weniger zu werden. Er fordert Revanche und schlägt endlich vor, derjenige, der als erster das Spiel beende, solle für immer Gast des Teufels werden. Vom Spielglück und vom Glanze des Goldes geblendet, gehen die Bauern auf den Vorschlag ein. Nachdem der Vertrag feierlich durch die bekannte Blutunterschrift besiegelt ist, begann das Spiel von neuem. Aber das Glück blieb den Bauern hold, und mit dem Gewinn wuchs die Leidenschaft.
     
    Da wollte es der Zufall, dass einem Bauern eine Karte fiel. Er bückte sich, dieselbe aufzuheben und gewahrt zu seinem Entsetzen, dass ihr Spielgenosse einen Pferdefuß hat und der Teufel höchstpersönlich ist. Er macht seinem Gefährten durch Zeichen Mitteilung von der fürchterlichen Entdeckung und auch diesen ergreift eine namenlose Angst. Der Schrecken lähmt ihre Glieder. Sie verwünschen das gleißende Gold, verwünschen ihre unselige Leidenschaft. Heimlich macht ein jeder das Gelübde, im Falle der Rettung nie mehr eine Karte anzurühren und die heilige Woche durch sündhaftes Spiel zu entweihen. Aber was konnte es nutzen, gespielt musste werden; hier galt es, den Kampf auszufechten um Leben und Seligkeit.
     
    Kalter Schweiß bedeckte ihre Stirn, während das Spiel seinen Fortgang nahm. Die Sonne sank und kehrte wieder, aber an eine Beendigung des Spiels dachten sie unter diesen entsetzlichen Umständen nicht, denn keiner wollte der erste sein und in die Hände des Teufels fallen. Wohl meinten die Unglücklichen, sie müssten unter der Wucht des Fürchterlichen zusammenbrechen, aber ein Blick in das unheimliche Gesicht ihres grausigen Spielgenossen belebte die sinkenden Geister wieder.
     
    Unterdes wurden die armen Spieler von ihren Frauen gesucht. Eine derselben fand sie endlich in der Höhle. Sie erkannte bald den unheimlichen Gesellen. In rasender Eile läuft sie zum Geistlichen des Ortes und teilt ihm das Ungeheuerliche mit. Unverzüglich eilt dieser zu der Höhle, um seine verirrten Schäflein aus den Klauen Satans zu befreien. Und es war die höchste Zeit, denn schon tagelang dauerte das grausige Spiel.
     
    Als der Pfarrer die Höhle betrat, wurde der Pferdefußbesitzer unruhig. Der unerschrockene Seelenhirte aber hielt das Kreuz als Zeichen der Erlösung in der erhobenen Rechten und befahl dem Fürsten der Finsternis, die Männer freizugeben und die Höhle zu verlassen. Beim Anblicke des Kruzifixes sprang Satan mit entsetzlichem Geheul auf. In wilder Wut zerriss er den Felsen und entfloh durch die entstandene Öffnung.
     
    (Mit dieser Öffnung ist der enge Ausgang im oberen Teil der großen Höhle gemeint. An der Außenseite dieser Öffnung hat der Teufel einen Abdruck seines Pferdehufs hinterlassen. Die Mär, dass dieser Teufelstein ein Heilstein sei, ist aber erst in den 1990er Jahren aufgekommen. Rheumakranke sollen eine Hand auf den Fußabdruck legen und diese dann auf die schmerzende Stelle legen und der Schmerz verschwindet.)

    aus: Sagen der Kakushöhle von Sophie Lange
     
    Das Höhlengebiet bei Dreimühlen (Mechernich) hat viele Namen. Das gesamte Felsengebiet heißt Kartstein, im Dialekt Koartsteen.
     
    Der alte Name für die große Höhle ist mit Große Kirche überliefert. Seit Ende des vorigen Jahrhunderts hat sich der Name Kakushöhle eingebürgert. Die Nebenhöhle der großen Höhle trägt den Namen Dunkle Kammer.
     
    Die zweite, vom Plateau aus zu erreichende Höhle trägt den Namen Kaltes Loch. Aber auch die Bezeichnung Kinderhöhle, im Dialekt Kengches Höll ist für diese kleinere Höhle bekannt, soll doch einst die Göttin Helic aus dieser Geburtshöhle die kleinen Kinder zu den Menschen gebracht haben.
     
    Das Wort Höhle kommt von hüllen, bedecken. Eine Höhle bietet Schutz und ist seit Menschengedenken ein Rückzugsplatz für Mensch und Tier. Ein Raum tief im Innern der Erde strahlt aber auch etwas Geheimnisvolles und Unheimliches aus. So wirkt auch die Kakushöhle auf manche kleine und große Besucher zunächst schaurig und gespenstisch. Nähert man sich dem Erdinneren jedoch behutsam, so fühlt man sich schon bald geborgen im Schoß der Mutter Erde.
     
    Schutz und Bedrohung, Licht und Dunkel, gut und böse - diese Gegensätze begegnen uns in den Höhlen und auch in den Sagen. Aufgeschrieben wurden diese erst vor etwa hundert Jahren. Wie weit die mündliche Überlieferung zurückreicht, ist unklar.

    aus: Sagen der Kakushöhle von Sophie Lange
     
    Der schroff abfallende Teil des Kartstein - Plateaus ist heute durch Geländer abgesichert. Früher war das nicht der Fall. So konnte es zu folgendem Unfall kommen: Um 1880 ritt ein Soldat von Westen her über die Heide. Es war stockfinstere Nacht. Nur an den drei Mühlen im Tal leuchteten Laternen. Durch das Licht in der oberen Mühle getäuscht, galoppierte der Reiter geradewegs darauf zu, ohne den Abgrund zu bemerken. So stürzte er samt Pferd in die Tiefe und blieb tot am Fuße des Felsens liegen.
     
    Die Leute schmückten diesen Unfall aus. In ihren Erzählungen ist von einem Kampf die Rede:
     
    Zur Zeit der französischen Revolution trifft sich eines Abends ein französischer Offizier mit der Dame seines Herzens. Als Treffpunkt haben die beiden die Kartstein - Plattform gewählt. Beim Abschied taucht plötzlich aus dem Dunkel ein Nebenbuhler auf. Voll rasender Eifersucht stürzt der Soldat sich auf den Rivalen. Ein erbitterter Kampf entbrennt. Vom hohen Streitross aus wehrt der Soldat sich gegen die Angriffe seines Gegners. Doch er kann es nicht verhindern, dass er immer mehr an den Abgrund des Felsens gedrängt wird. Plötzlich rutscht das Pferd vom Felsrand ab, findet keinen Halt mehr, verliert das Gleichgewicht und stürzt in die Tiefe. Ross und Reiter finden in dem Steingeröll den Tod.

    Aus Montjoie'r Volksblatt vom 23.7.1887 

    In altersgrauer Vorzeit gerieten die Riesen Kakus und Herkules in einen erbitterten Streit. Von Letzterem verfolgt, flüchtete Kakus in diese Gegend und hielt sich in den Höhlen versteckt, welche er eine Zeitlang bewohnte, daher der Name Kakushöhle. Endlich, von seinem Gegner aufgefunden, wird Kakus nach langem heftigem Ringen besiegt und getötet. Herkules, der in dem heißen Kampfe ebenfalls schwer und lebensgefährlich verletzt wurde, floh. Er gelangte bis in die Nähe des Dorfes Holzheim, wo er seinen Wunden erlag. Ein Stein, der Herkelstein, bezeichnet jetzt noch die Stelle, wo er starb.

    Eine weitere Sage erzählt, daß sich drei Kartenspieler in der Höhle öfters am Sonntag während der hl. Messe zusammenfanden, um sich die Spiele zu ergeben. Es war an einem Ostersonntag, als die drei Gesellen wieder während der hl. Handlung beim Spiel saßen und den hochheiligen Ostersonntag schändeten.

    Ein Fremder, welcher anscheinend, um die malerischen Naturgebilde zu besuchen, sich um diese Zeit zu ihnen gesellte, wurde aufgefordert, am Spiel teilzunehmen. Der Unbekannte folgte dieser Einladung. Er verlor große Summen, wodurch die Leidenschaft der Mitspieler sich aufs Höchste steigerte. Da entfällt einem derselben eine Karte. Beim Aufheben derselben bemerkt er. daß der fremde Mitspielereinen Pferde-fuß hatte, an welcher Erscheinung er den Teufel zu erkennen glaubte. In großer Aufregung und schrecklicher Angst stoben die Drei auseinander, ihren Gewinn zurücklassend, um nie wieder die Höhle zu betreten. Dieser Sage nach soll die Höhle den Namen Kartstein erhalten haben.

    Nach der folgenden Sage führt eine Höhle den Namen ..Kinderhöhle". Hellic, eine germanische Göttin der Unterwelt, bewohnt das Innere der Höhle, aus welcher sie auf geheimnisvolle Weise die Kinder ins Leben ruft. Unartige Kinder droht man mit der Kinderhöhle, wo Hellic sie zur Strafe wieder in das Chaos zurückbringt. Die jüngste Sage stammt aus den Jahren der französischen Besetzung (1794-1813).

    In dieser Zeit trafen dort auf der Plattform des jäh abfallenden Felsens ein französischer Offizier und seine Geliebte zu einem Rendezvous zusammen. Beim Abschiede von der Geliebten wurde der Offizier von einem Nebenbuhler meuchlings überfallen. Ein langer heftiger Kampf entbrannte zwischen den Rivalen. Der Offizier wurde samt seinem Pferd in den tiefen Abgrund hinabgeschleudert und fand in den Steinhaufen seinen Tod.



    Die Zwerje haale ne Mensch jefange
    von Josef Rosenbaum, Zingsheim 

    Me Motte huet noh Weye. Die hat mir ömme vezallt, dat em Koentsteen Zwerje jewääs wööre. Die hatte ne Jangk, da soll bös onge de Weyete Kerch joon. Wie die noch do woore, do moote de Köngde sich enach holle.

    Die Zwerje hatte sich ne Mann jefange, öm da fett ze maache on dann ze schlaachte. Se hatte öm joot Eiße jejovve, hä moot ävve och drönke. Do han se ön aan et Wasse jeleedt on han öm de Hoot afjedoon. on nu sollt hä drönke. Et woor vell Wasse en däm Baach jewääs, ävve da Mann sprong övve da Baach on jengk loofe. Do han die Käelche jeroove: „Männlein komm zurück; dann bekommst du auch dein Hütlein wieder."

    Ävve da Mann ös wegge jeloofe. Von da Zitt aan ös keene mieh su köhn jewääs, on ös aan da Koentsteen jejange.



    De Jäje erkannt
    von Schäfer Jansen, Engelgau 

    Ich woor Schafe en Uefey. Tösche Uefey on Keldenich hat menge Häär ne Bahne (Wiese), do sollt ich jet stevvele (mit den Schafen drauf weiden und nachts dort schlafen). Naats dät ich die Schoof en Huete on ich looch en de Stevvelskaa on schleef. Ich looch do wie ne Könneck. Do heesch et ömme, do jengk de iewije Jäje. dat jloov ich ävve net.

    Eenes Naats woore op eenmol die Schoof zesammejeloofe, dat die Hüete. wat Dänneletzje woore, kapott jengke. Ich hat ne Hongk, da woor sier faß. Do sooch ich us da Stevvelskaa ne Jäje möt sengem Hongk komme. Dat woor ne Mann vo Nüete (Nöthen), da jengk eröm ströve, on all Lock heelte en füe de de iewije Jäje. 



    Bare als Schatzhöde
    von Frau Mauel, Weyer 

    Von däm Koentsteen jeet ne Jangk us bös onge de Prädichstool von de Weyete Kerch. Onge däm Prädichstool soll en Köß (Truhe) stoon. Do leje zwei Bare drop, die bewaache dat Jeld, dat en da Köß ös. Me ös däm Jangk nohjejange. öm aan die Köß ze komme, ävve ömme ös et Leet usjejange. Et heesch och, die Bare leete keene bös aan die Köß.





    Die Erzählungen in Mundart hat der aus Breitenbenden stammende Lehrer Heinrich Hoffmann, neben vielen anderen Sagen und Legenden zwischen 1900 und 1910 geammelt und aufgezeichnet.


    Erschienen in dem Buch, Sagen Märchen und Schwanke des Jülicher Landes, von Gottfried Henßen, 1955.

    Die römische Cacushöhle bei Latium (Virgil)
    von Hubert Gierlichs / In: Rheinische Geschichtsblätter, Heft VII, 1904, Seite 153 – 154
     
    Wenn wir von Mechernich aus unsere Schritte ostwärts lenken, gelangen wir nach kurzer Wanderung ins liebliche Veybachtal. Es ist dieses ein ziemlich breites Wiesental, in welchem die Häuser der dort liegenden Ortschaften aus Obsthainen hervorlugen. Kurz hinter Breitenbenden gewahren wir den Römerkanal, und bald darauf hinter Eiserfey wird unser Auge durch den Anblick großartiger Szenerien gefesselt. Riesige Felsblöcke liegen hier in wildem Durcheinander, während anderseits schroffe Klippen gen Himmel starren. Es kommt uns vor, als hätten hier in diesem Felsenmeere die Kämpfe der Titanen stattgefunden.
     
    Es konnte nicht ausbleiben, dass Frau Sage um diese gewaltigen, zum Himmel anstrebenden Felswände ihre immergrünen Ranken schlang. Zumal schloss sie sich an eine gewaltige, tief in das Gestein sich erstreckende Höhle an, welche vielleicht fünfhundert Menschen fassen kann. Sie hat ihren Namen von dem flammenspeienden Cacus, welcher, wie die Sage erzählt, in grauer Vorzeit hier hauste und die Bewohner der Umgegend beraubte und quälte. Endlich nach langen, bösen Jahren schlug für die Ärmsten die Stunde der Befreiung. Auf seinen Wanderungen kam der Riese Herkules in jene Gegend. Seinen Wohnsitz schlug er bei Holzheim auf dem nach ihm benannten Herkelsteine auf. Er hatte Mitleid mit den unglücklichen Menschen dort und beschloss, den räuberischen und gewalttätigen Cacus zu bekämpfen. Der Kampf der Riesen begann. Es war ein grausiger Anblick, wie die Kämpfer sich mit den gewaltigen Felsblöcken bewarfen. Cacus unterlag endlich und wurde getötet. Die Bewohner aber freuten sich des Sieges und dankten dem Erretter.
     
    Vielleicht haben schon die Römer, durch eine Ähnlichkeit veranlasst, die Cacussage von Latium hierhin verpflanzt. Cacus hauste ja, wie bekannt, in Latium und wurde dort von Herkules, dem er die Rinder des Geryon gestohlen hatte, getötet. Virgil beschreibt uns die Höhle in Latium, und diese Beschreibung passt überraschend auf die Cacushöhle bei Eiserfey:
     
    ERST NUN SCHAUE DEN SCHROFF MIT GESTEIN ÜBERHANGENDEN FELS DORT,
    WIE AUSEINANDER DIE BLÖCKE GESPRENGT,
    WIE VERÖDET DES BERGES WOHNUNG STEHT
    UND GEKLIPP IN UNENDLICHEM SCHUTTE GEHÄUFT LIEGT!
    DORT WAR AUCH DIE HÖHLE MIT TIEF EINGEHENDER WINDUNG,
    WELCHE DER HALBMENSCH CACUS BEWOHNT,
    EIN ENTSETZLICHES SCHEUSAL.

    Das Märchen vom Riesen Kakus, der Hollegöttin und dem Kartenspieler
     
    In: Martina Schäfer: Die magischen Stätten der Frauen. Reiseführer durch Europa. Kreuzlingen/München 2000
     
    Es heißt, dass von der Kartsteinhöhle ein unterirdischer Gang zum Herkelstein bei Weiler führt. Dies ist die südöstliche Richtung und man mag sich fragen, was dies zu bedeuten hat.
     
    Der Riese Kakus pflegte Frau Härke durch diesen Gang auf dem kürzesten Weg zu besuchen - und sie ihn. Eines Tages, besser spät abends, saßen sie wieder lustig zusammen in ihrer Höhle, als Kakus plötzlich unruhig den Kopf hob: "So geht das nun schon eine ganze Weile!" murrte er seine mythische Freundin an. "Man behauptet inzwischen, mein Kartstein hieße so, wie er heißt, weil immer wieder Leute hierher kämen, um Karten zu spielen. Sie hocken da oben, an dem alten Römeraltar und dreschen ihre Pappfetzen auf die Steine, lachen, saufen, brüllen und randalieren in der Gegend herum! Unsere Kleinen können kaum noch schlafen - und überhaupt, was macht das für einen Eindruck? Wir sind ein ernsthaftes Unternehmen, Härke, wir bringen den Menschen die kleinen Kinder und schützen die, die in den rauen Eifelwintern krank werden, weil die armen Leute oben auf den Kalktriften nicht genug zu essen haben. Keine Kneipe, Gnädigste, sind wir, sondern ein Kinderheim!"
     
    Frau Härke schüttelte weise den Kopf, lauschte aber auch besorgt in die Tiefen des Berges hinab, ob die sieben mal sieben kleinen Kinderseelen ihre Ruhe hatten. "Mein Freund, das Problem ist: Es gibt eine neue Religion dort oben - schon seit ein paar Jahren, 500 oder so, noch nicht lange, aber trotzdem ist sie nicht ohne Wirkung. Die Priester dieser Religion verbieten den Menschen das Kartenspielen - frag mich nicht warum - aber sie tun es. Sie nennen Karten Des Teufels Gebetbuch und wenn ein Bäuerlein damit erwischt wird, drohen sie ihm, dass er nach seinem Tod nicht in ihre obere Anderswelt komme, die sie Paradies nennen, sondern in die untere, die sie" - hier seufzte Härke, die in manchen Gegenden auch Holle genannt wird - "immerhin noch Hölle nennen."
     
    Kakus lachte: "Ausgerechnet nach meinem bocksbeinigen Bruder müssen sie das Kartenspiel benennen, der hat doch bisher jedes Spiel verloren!"
     
    "Man darf halt nicht so viel denken und zweifeln und fragen, Kakus, sondern muss täuschen und ausspielen und angreifen. Alles Dinge, die ihm nicht so liegen. Er ist ein Zweifler und wird, solange die Erde sich dreht, ein dem Zweifel ergebenes Wesen bleiben. Was glaubst du, warum er den Namen Twüffel hat, Der Zweifler?"
     
    "Egal - aber die Kartenspieler stören mich und dich vielleicht auch, vor allem aber die Kleinen. Was sollen wir tun?"
     
    "Wir müssen sie an einen anderen Ort bringen, an den sich die Priester der neuen Religion nicht wagen." Frau Härke stützte ihren mächtigen eisgrauen Kopf in die Hände, runzelte die Stirn, dass leise ein paar Travertinbröckchen von der Decke rieselten, und dachte nach. So ein Denken dauert bei Göttinnen und Riesen nicht allzu lange - nur den Moment von zwei- bis dreihundert Jahren, vielleicht ein wenig mehr, wenn es sich um ein schwerwiegenderes Problem handelt. Immerhin dachte sie so lange, dass ihr Ergebnis nicht mehr in die Märchen gelangen konnte, die - wie alle gebildeten Leute wissen - in unserem Land während der Romantik gesammelt wurden. Doch irgendwann nach dem Redaktionsschluss von Grimm und Konsorten war es wohl so weit: Härke und Kakus haben eine Lösung gefunden, welcher Art auch immer, denn heute spielen sie wieder: die Herren und Damen, Skatclubs, Jassleute, Kinder auf den Schulhöfen mit ihren Autoquartetten, Familien spielen Rommee und die alten Damen im Kurhaus von Bad Münstereifel Bridge. Und an manch einem lauen Sommerabend ist wohl auch Kakus wieder da, Härke sitzt mit ihm am alten Römeraltar und gemeinsam ziehen sie dem armen Teufel, wie schon in alten Zeiten, das Fell über die Ohren, weil er alles kann bis auf eines: Kartenspielen.

    aus: Sagen der Kakushöhle von Sophie Lange
     
    In den vielen tiefen Nischen des Felsengebietes der Kakushöhle haben einst Zwerge gewohnt. Das waren friedliche Erdmännchen, die stets darauf bedacht waren, mit den Bewohnern der Umgebung gut auszukommen. In einem nahen Eisenbergwerk bei Harzheim halfen die Zwerge den Bergleuten bei der Arbeit. Gegen geringen Lohn gruben sie die unterirdischen Stollen aus. Trotz ihrer kleinen Gestalt waren die Zwerge sehr stark und vermochten die schwersten Steine zu schleppen. Bei ihrer Arbeit waren sie stets fröhlich und sangen in feinster Weise.
     
    Doch in neuerer Zeit nahmen die Menschen die fleißigen Helfer nicht mehr ernst. Immer wieder hänselten sie diese wegen ihrer Winzigkeit. Schließlich waren die Zwerge es leid. Sie zogen fort und kehrten niemals mehr zurück. In einem Lied bewahrten die Kinder in Dreimühlen die Erinnerung an die Zwerge. Sogar die Vögel ärgern in diesem Kinderlied einen Zwerg:
     
    Sohß 'ne Zwerg em Jensterberg
    fleck seng Schohn met Jensterblohm.
    Kom en Kroh un hollt em de Droht,
    kom en Uehl un hollt em de Sühl,
    kom e Wiev un hollt em de Piev.
    Ei, nu han ich nix mieh!
     
    Saß ein Zwerg im Ginsterberg,
    flickte seine Schuhe mit Ginsterzweigen.
    Da kam eine Krähe und nahm ihm den Draht weg,
    da kam eine Eule und nahm ihm die Ahle* weg,
    da kam eine Frau und nahm ihm die Pfeife weg.
    Ei, nun habe ich nichts mehr!
     
    (*Ahle = Werkzeug zum Löcherstecken)

    aus: Sagen der Kakushöhle von Sophie Lange
     
    Durch den Kampf der Riesen gleicht - den Sagen nach - die einst liebliche Landschaft am Kakusfelsen einem wüsten Geröllhaufen. Manche Steine sind bis ins Tal gerollt, andere haben sich ineinander verkeilt. Einige Felsblöcke sind aufeinander liegen geblieben und bilden seltsame Figuren. So gleicht ein Steingebilde rechts vom Haupteingang der großen Höhle einer riesigen Schildkröte. Man muss einige Schritte abwärts gehen, um diese Schildkröte zu sehen. Man kann unter ihr hindurchgehen. Kinder erkennen darin gerne einen Dinosaurier.
     
    Manche Besucher sehen in dieser Steinformation den Altarstein, der in alten Schriften erwähnt, jedoch nicht lokalisiert ist. An diesem "Opferstein" sollen unsere Vorfahren ihre Opfergaben für die Höhlengeister und -götter hingelegt haben.
     
    Der quadratische Travertinblock am schmalen nordwestlichen Ausgang der großen Höhle wird auch manchmal als Kultstein gesehen. Er ist jedoch erst um 1920 hier angebracht worden. Man bringt ihn auch mit der Sage des kartenspielenden Teufels in Verbindung und drischt heute manchen Skat darauf.
     
    Wie die Schildkröte so sind auch andere Steine nur an winzigen Stellen abgestützt, so dass man den Eindruck hat, jeden Moment könnte der Steinturm zusammenbrechen.
     
    Geht man zum Beispiel vom hinteren Ausgang der großen Höhle zum Plateau und der dortigen kleinen Höhle, so trifft man auch dort auf solche Wackelsteine (beim Hochsteigen der Stufen).
     
    Hier weiß die Volksüberlieferung folgenden Rat: Man soll winzige Blätter, Blumen oder kleine Steine an bestimmte Stellen legen, damit das Gleichgewicht der Steine erhalten bleibt. Natürlich muss man die entsprechenden Stellen sehr sorgfältig auswählen, damit die Steine nicht vollständig aus dem Gleichgewicht geraten, denn dann könnte der ganze Steinaufbau mit großem Getöse zusammenbrechen. Kinder, die die Höhle besuchen, üben diesen Höhlendienst mit großer Sorgfalt aus.

    Eine Sage aus dem Feenland der Eifel vom Bauernkalender 1937
     
    Zwischen Venn und Rhein in der Nähe des Dorfes Eiserfey im Kreis Schleiden ragen gewaltige Felsmassen über das angrenzende Tal des Feybachs empor. Im Innern eines Berges aus lauter Felsgestein birgt der Fels zwei Höhlensäle mit urgewaltiger Wölbung aus Stein. In der größten Höhle lebte in alter Zeit ein weit und breit gefürchteter Hüne, der Riese Kakus. Alle, die durch das Tal zogen, mussten dem Riesen ihr Hab und Gut als Tribut entrichten. In der zweiten Höhle wohnte ein bärtiger Jäger mit seinem lieblichen Töchterlein Fey.
     
    Als einst ein Hirtenknabe zwei Lämmlein durch das Tal trieb, wollte der Riese Kakus auch ihm die Lämmlein abnehmen, und alle Bitten des Hirtenknaben blieben vergeblich. Da trat Fey hinzu und flehte den Riesen an, die Lämmlein zurückzugeben. Kakus ließ sich erweichen und versprach, künftig keinem mehr sein Hab und Gut wegzunehmen.
     
    Im Osten lebte damals die alte Göttin Jola, die einen Sohn gebar, den sie Hermules nannte und der bald zu einem kräftigen Riesen heranwuchs. Man pries ihn bald als den stärksten Helden, der in allen Kämpfen Sieger blieb und dessen Trachten immer mehr auf Abenteuer in der großen Welt hinausging. Er stand auch bei allen Frauen in Gunst, aber nirgendwo fand er die Rechte, obschon er die ganze Erde durchzog, um die Schönste zu suchen, die ihm gefiel. Nach langen Wanderungen zurückgekehrt, bat er seine Mutter Jola, sie möge die Sterne befragen, wo die Schönste auf Erden weile. Jola fand in der nächsten Mitternacht die Deutung im Spiegel der Sterne und sagte: "Dort drüben im Germanenland, wo fließt der Vater Rhein, man stets die schönsten Jungfrau'n fand". Hermules gürtete darauf sein Schwert und zog zum Rhein.
     
    Als Hermules bis zum Bodensee gekommen war, frug er den Vater Rhein, wo die Schönste der Jungfrauen wohne. Vater Rhein erzählte ihm von der schönen Loreley am Rheine, doch schöner noch als diese sei die liebe Fey im Eifeler Walde. Aber alles Werben um sie würde umsonst sein, da ihr Vater sie nicht hergäbe und der Riese Kakus sich ihrer Entführung mit allen Mitteln entgegensetzen würde. Hierauf wurde das Begehren des Hermules nur noch stärker, und er drohte, den Hünen Kakus zu erschlagen, wenn er sich zur Wehr setzen würde.
     
    Erschreckt über diese Drohung, bereute Vater Rhein seine Worte, und er sandte schnell eine Nixe den Rhein herunter, um die Bedrohten zu warnen. Drunten am Rheinufer traf die Nixe einen Hirten, dem sie Kunde gab von der drohenden Gefahr und ihn bat, zur Felshöhle zu eilen und Fey und Kakus zu warnen. Der Hirte, der derselbe war, dem Fey damals die beiden Lämmlein wiederschenkte, freute sich, seine Dankbarkeit erweisen zu können und überbrachte schnell die Nachricht zur Kakushöhle.
     
    Kakus kannte keine Furcht, und er rüstete sich, Hermules zu empfangen. Mit Speer und Keule bewaffnet, hielt Kakus von früh bis spät auf der Felsenplatte Ausschau nach dem fremden Riesen. Endlich kam dieser daher und kaum waren die beiden Hünen ihrer ansichtig geworden, da prallten sie auch schon aufeinander. Stundenlang ging der Kampf mit Keule und Schwert hin und her. Sein Toben drang bis tief in die Höhle, wohin Fey in banger Erwartung und Sorge sich geflüchtet hatte.
     
    In ihrer Verzweiflung stürzte sie schließlich aus der Höhle heraus und warf sich zwischen die beiden Kämpfer. In diesem Augenblick zückte Hermules von neuem sein Schwert, und der tödliche Stahl traf gleichzeitig Kakus und Fey, die beide sterbend zusammenbrachen. Hermules verließ mit schweren Wunden bedeckt die Blutstätte, um seiner Heimat wieder zuzustreben. Doch eine Weile rückwärts in der Richtung zum Rhein starb er an starker Verblutung auf dem heutigen Hermesstein. Heute erinnert an ihn noch der Flurname "Hermesberg" im Dorf Weyer, in dessen Gemarkung die Kakushöhle liegt; im nahen Harzheim findet sich ebenfalls der Flurname "Hermesberg" und in Weiler der "Hermesstein".
     
    Dort, wo Kakus und Fey ins Grab gesunken, ist der klare Feybach entsprungen, dessen Wasser zum Rhein rollen. Der Name der Fey blieb allezeit geehrt, und ein herzliches und liebliches Mädchen nannte man früher nach ihr stets nur Fei. Die schönste der Schönen aber hieß Fee, und man sagt, dass dort, wo die Fey gelebt, die Heimat der Feen gewesen ist.

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