#weyereifel
    Bürgerhaus Weyer
    Sanierung der Hauptstraße / Bis 2025
    Weyer in der Eifel
    Feuerwehrgerätehaus Weyer
    Pfarrkirche St. Cyriakus
    Kriegerdenkmal und Jubiläumsstele

    In der Gemarkung Weyer stand der Eisenstein in den kalkigen Grenzschichten vom Unter- zum Mitteldevon an. Der gewonnene Eisenstein enthielt Kalk- und Mangananteile. Es fehlte jegliche der Verhüttung schädliche Beimengung. Die Gewinnung von Eisenstein begann wahrscheinlich schon in vorrömischer Zeit. In römischer Zeit fand hier Eisenerzbergbau und auch Eisenverhüttung statt.
     
    Schlackenfunde „Auf dem Weiler" und bei Urfey, sind Zeugnisse dafür. Es ist zu vermuten, dass der Inhaber des spätrömischen Gehöftes „Auf dem Weiler" den Eisenstein für den Hausgebrauch gewann und verhüttete. Ein umfangreicher Erzbergbau fand seit dem späten Mittelalter statt. Es entstanden in der Eifel und auch hier erste Hochöfen und Hammerwerke.

    Die älteste schriftliche Nachricht über Eisensteinabbau bei Weyer stammt aus dem Jahre 1624. Das aber sagt über das Alter des Eisensteinbergbaues nichts. In einem Rechtsstreit über den Bergzehnten zwischen der Abtei Steinfeld und dem Kölner Kurfürsten im Jahre 1746 konnte die Abtei nachweisen, dass seit 1624 für sie in der Gemarkung Eisenstein gegraben wurde, wovon sie den Zehnten erhalten habe. Weshalb dies so war, ist ungeklärt.

    Der Bergbau erfasste zuerst die oberflächennahen Erzlager. Der Abbau geschah im Tagebau und im Stollenbau bei geringer Schachtteufe. In tiefere Erzlager trieb man Reifenschächte. Als Reifenschächte wurden Schächte mit einem Durchmesser von 1,00 bis 1,30 m bezeichnet, die einen Ausbau mit Reifen erhielten. Sie sollen bis zu einer Teufe von 30 Metern gereicht haben. Ein Werk bestand aus zwei Reifenschächten, die nahe beieinander lagen. Ein Schacht diente der Erzförderung, der andere der Bewetterung und als Fahrt für die Bergleute. Handbrunnenwinden dienten als Förderhaspeln. In der Regel arbeiteten zwei bis drei Bergleute in einem Werk, das durch Weitung und auch mittels Stollenvortrieb ausgewonnen wurde.

    Die Flurbezeichnung „An der Steinwäsche" zwischen Weyer und Dreimühlen lässt darauf schließen, dass hier früher der Eisenstein gewaschen wurde. Schriftliche Belege hierzu sind aber nicht überliefert worden. Dafür erwähnt die Pfarrchronik mehrmals die Eisensteinwäsche am „Putzend", wo vorwiegend Kinder und Frauen, bis zu den Waden im Wasser stehend, den Eisenstein gewaschen haben. Wie im benachbarten Pesch, dürfte auch in Weyer der Waschplatz am „Putzend" auf einem Grundstück der Kirche gelegen haben. Denn nach einer Notiz von 1834 wird vom Kirchenvorstand beschlossen, dass der jährliche Pachterlös von der Steinwäsche am „Putzend" als Zulage zum Gehalt des Vikars genommen wird.

    Pfarrer Schomers von Weyer (1729 - 1755) beteiligte sich auch eifrig am Bergbau. Am 19.Oktober 1742 gründete er mit Josef Frings, Thomas Schneider, Johannes Schneider und Johann Kurth eine Gesellschaft zum Abbau von Eisenstein an der Pescher Hardt. Schon 1743 verkaufte er seinen Anteil an Sticher in Flamersheim. Aus der Pfarrchronik geht hervor, dass Schomers häufig gewaschenen Eisenstein aufkaufte und mit Gewinn wieder veräußerte. Bemerkenswert ist bei den Verkäufern, dass er den Eisenstein nicht an die seit 1696 bestehende Eisenhütte in Eiserfey verkaufte, sondern an Hütten im Schleidener Tal. Von Letzteren muss das Angebot wohl höher gewesen sein.

    In der Gemarkung Weyer wurden folgende Bergbaukonzessionen vom Preußischen Ober-Bergamt in Bonn seit 1815 erteilt:

    Konzession „Wilhelm" 1839, in der Flur „Donnermaar".
    Konzessionäre Karl Theodor Eylertz, Heinrich Wilhelm Schruff, Eiserfey und Salentin Weber, Weyer.

    Konzession „Rosenthal" 1839. Sie erstreckte sich in den Gemarkungen Weyer, Keldenich, Zingsheim und Nettersheim.
    Konzessionäre Johann Heinrich Falkenstein, Gronrecher Mühle und Johann Nikolas. Keldenich.


    Konzession „Saturn" 1840. Sie berührte die Gemarkung Weyer nur im Erbenbusch und in Urfey.
    Konzessionäre Johann Peter Axmacher, Blumenthal. Mathias Peter Pirath und Johann Wilhelm Matheisen, Hellenthal, Wilhelm Jung, Roggendorf, Sophia und Karl Hensler, Vussem.

    Bei der Einrichtung des Grundbuches im Jahr 1896 war die Zahl der Anteilsberechtigten durch Erbgang auf 48 Personen angewachsen.

    Konzession „Merkur" 1840. Sie befand sich in Teilen der Gemeinden Weyer, Eiserfey, Urfey und Vollem.
    Konzessionäre Karl Theodor Eylertz, Ernst Fingerhuth, Theodor Latz, Heinrich Wilhelm Schruff, sämtlich Eiserfey, Karl Hensler, Vussem, Karl Pönsgen und Richard Pönsgen, Schleiden.

    Konzession „Königsstein" 1854. Sie erstreckte sich in den Gemeinden Weyer, Urfey und Kallmuth.
    Konzessionäre Rudolf und Gustav Pönsgen, Schieiden und Werner Klein, Wallenthal. Konzession „Augustenberg" 1857.

    Sie umfasste eine kleine Fläche in der Flur „Donnermaar".
    Konzessionäre Theodor Strunk, Clemens August Schmitz, Eiserfey und Werner Kreuser, Mechernich.

    Konzession „Orion" 1858. Reichte in Teile der Gemeinde Weyer, Kallmuth und Keldenich.
    Konzessionäre Servatius Sistig, Michael Schneider, Weyer, und Theodor Strunk, Eiserfey.

    Der Chronik der Bürgermeisterei Weyer ist zu entnehmen, dass der Eisensteinabbau und die Verhüttung vom Jahre 1831 an erheblichen Schwankungen unterworfen war. 1831 waren die Hüttenwerke wegen Kohlenmangels längere Zeit außer Betrieb. Erst ab 1838 zeichnete sich für die Bürgermeisterei ein gewisser Aufschwung ab, den der damalige Pfarrer als Blütezeit für den Eisenerzbergbau bezeichnete. Bereits 1848 stellten die Besitzer von Berg- und Hüttenwerken den Betrieb wegen „gedrückter Preise", teilweise ein. Die Tagelöhner von Weyer, Eiserfey und Kallmuth verloren dadurch ihre Arbeit; und die Not in den Familien wuchs. Der geförderte Eisenstein konnte nicht einmal für die Hälfte des üblichen Preises abgesetzt werden. Die Situation änderte sich auch in den folgenden Jahren nur wenig.
     
    Das Ende des Eisensteinabbaues in der Bürgermeisterei Weyer zeichnete sich ab. Einige Konzessionsvergaben vom Jahre 1854 an blieben ohne Bedeutung. Mit dem nach 1852 einsetzenden Aufschwung am Bleiberg in Mechernich, fanden die Arbeiter aus Weyer dort wieder Arbeit.

    Die Gemarkung Weyer wird von Osten nach Westen von Kalksteinschichten durchzogen. Die anstehenden Kalksteinschichten sind im Laufe der Jahrhunderte mit wechselnder Intensität an unterschiedlichen Orten abgebaut worden. Der gewonnene Kalkstein fand als Branntkalk beim Hausbau, beim Tünchen der Wohnungen und Ställe und als Düngekalk Verwendung. Ungebrannter Kalkstein wurde bei der Verhüttung von Erzen benötigt.

    Wegen des hohen Kieselsäuregehalts des am Bleiberg in Mechernich geförderten Bleierzes wurde diesem, um eine fließfähige Schlacke zu erhalten, vor dem Schmelzprozeß Kalk in Form von Kalksteinsplitt zugeschlagen. Aus diesem Grund erwarb der Mechernicher Bergwerks-Actien-Verein zwei Kalksteinbrüche (auf Tivoli - auf Hausen) in der Gemarkung Weyer. 1878/79 wurde mit dem Abbau auf Tivoli begonnen.

    Der anfängliche Transport der Kalksteine mit Pferdefuhrwerken zur Hütte in Mechernich wurde der Werksleitung bald zu teuer. Sie begann 1883 mit dem Bau einer 3,8 km langen Drahtseilbahn von der Hütte zum Steinbruch auf „Tivoli", die 1890 bis zum Steinbruch auf „Hausen verlängert wurde. Hinter Vollem musste auf der Bergkuppe ein Einschnitt gegraben werden, damit die gefüllten Körbe nicht den Boden berührten. Der Kalksteinabbau ging im Laufe der Jahre ganz auf „Hausen" über. 1897 wurde „Tivoli" stillgelegt. Eine Förderung von dem anstehenden Lehm, der als Zapfen an den Hochöfen Verwendung fand, wurde fortgesetzt.

    Die Drahtseilbahn war mit einer Scheibenkupplung ausgerüstet. Die mit Kalkstein gefüllten Körbe konnten jetzt direkt über der Gicht der Füllrümpfe ausgerüstet werden. Die Drahtseilbahn wurde von eisernen Pfeilern gehalten, die im Abstand von 30 bis 50 Metern im Erdreich verankert waren. Um die gleichbleibende Spannung in den Tragseilen zu gewährleisten, waren auf „Hausen", auf „Tivoli" und an der Blei-hütte schwere Gewichte an den Seilen angebracht. Auf dem Lorbacher Berg stand der sogenannte Spannblock. An diesem waren die Tragseile so verankert, daß der Zug von der Bleihütte den Zug vom Zwischenort „Tivoli" ausglich.

    An den Kreuzungen der Drahtseilbahn mit Straßen und Wegen, sicherten hohe Holzschutzbrücken die Passanten vor herabfallenden Kalksteinen. Hin und wieder geschah es, daß sich auf dem Transportweg ein Korb löste und mit seinem Nachfolger zusammenstieß. Dabei entstanden oftmals an den Pfeilern erhebliche Schäden. Das verursachte einen längeren Stillstand der Drahtseilbahn. Zur Bedienung der Anlage waren zwei Mann auf ..Hausen", zwei Mann auf „Tivoli" und zwei Mann an der Endstation „Hütte eingesetzt. Dazu kam der Maschinist an der Hütte und der Bahnmeister am Spannbock.

    Die Belegschaft im Steinbruch hatte eine durchschnittliche Stärke von 35 Mann, der lange Jahre der Steiger Wilsberg von Vollem vorstand. Der Tageslohn (1902-1910) betrug für den Hauer 2 Mark, für die Schlepper 1.90 Mark. Vorwiegend wurde aber im Akkord gearbeitet. Dabei erhöhte sich der Tageslohn für den Hauer auf 2.30 Mark und für den Kiesklöpper und Schlepper auf 2,20 bis 2,30 Mark.

    Die sogenannten ..Kiesklöpper" hatten die Aufgabe, den Kalkstein in Stücke zu Würfeln von ca. 4 cm Seitenlänge zu zerschlagen. Lieferten sie gröbere Stücke zur Hütte, gab es sogleich ein gewaltiges Donnerwetter. Neben einem Schuppen für den Steiger und der „Kaffeebude" waren in dem Kalksteinbruch eine Schmiede und eine Schreinerei untergebracht. In der Schmiede wurden Gezähe und die im Kalkstein stark beanspruchten Bohrer gewartet. Der Schreinerei oblag vor allem die Herstellung der verschiedensten Hammerstiele, für die es einen ständigen großen Bedarf gab. Der Kalkstein wurde durch Sprengung aus seiner Lagerstätte gelöst und dann manuell auf die angegebenen Stücke zerkleinert. Die Hauptsprengung am Gewinnungsort geschah in der Regel in der verkehrsschwächsten Zeit, nämlich mittags um 12 Uhr.

    Neue Verfahren machten den Kalkstein nach und nach beim Schmelzvorgang entbehrlich.

    Der Steinbruch auf „Hausen" wurde 1919/20 stillgelegt. Die Drahtseilbahn blieb ungenutzt stehen. 1935 erwarb Christian Classen aus Mechernich die Anlage zum Abbruch. Mit dem Schneidbrenner zerlegte er sie, um sie als Schrott abzufahren.

    Johann W. Mießeler / www.eiserfey.de

    Kalkstein war in und um Eiserfey herum reichlich vorhanden und wurde hier abgebaut. Der gewonnene Kalkstein wurde in Hochöfen zu Kalk gebrannt oder bei der Erzverhüttung zugesetzt. Als Branntkalk beim Hausbau, beim Tünchen der Wohnungen und Ställe sowie als Düngekalk fand der gebrannte Kalk Verwendung.

    Das Kalkbrennen und die Eisenerzverhüttung sind schon auf diesen Seiten beschrieben.

    Die Steigerung der Bleierzverhüttung im Mechernicher Bleibergwerk erhöhte auch den Bedarf an Kalkstein. Wegen des hohen Kieselsäuregehalts des geförderten Bleierzes wurde diesem, um eine fließfähige Schlacke zu erhalten, vor dem Schmelzprozess Kalk in Form von Kalksteinsplitt zugeschlagen. Aus diesem Grund erwarb der Mechernicher Bergwerks-Actien-Verein zwei Kalksteinbrüche (auf Tivoli bei Vollem und auf Hausen bei Dreimühlen) in der Gemarkung Weyer. 1878/79 wurde mit dem Abbau auf Tivoli begonnen.

    Der Transport der Kalksteine erfolgte mit Pferdefuhrwerken zur Bleihütte am Bachrevier in Mechernich und wurde aufgrund des gesteigerten Fördervolumens zu teuer und durch eine Seilbahn ersetzt. 1883 wurde mit dem Bau einer 3,8 km langen Drahtseilbahn von der Hütte zum Steinbruch auf Tivoli begonnen und 1890 bis zum Steinbruch auf Hausen verlängert. Die Drahtseilbahn wurde von eisernen Pfeilern gehalten, die im Abstand von 30 bis 50 Metern im Erdreich verankert waren. Um die gleichbleibende Spannung in den Tragseilen zu gewährleisten, waren auf Hausen, auf Tivoli und an der Bleihütte schwere Gewichte an den Seilen angebracht. Auf dem Lorbacher Berg stand der sogenannte Spannblock. An diesem waren die Tragseile so verankert, dass der Zug von der Bleihütte den Zug vom Zwischenort Tivoli ausglich.

    Hinter Vollem musste auf der Bergkuppe ein Einschnitt gegraben werden, damit die gefüllten Körbe nicht den Boden berührten.

    Skizzierte Stelle des zugewachsenen Einschnittes

    Die benötigten Aufstellplätze für die Pfeiler bzw. Flurdurchführungen auf dem Weg von Hausen nach Mechernich wurden gepachtet oder gekauft.

    Auszug aus dem Gemeinderatsprotokoll der Gemeinde Weyer vom 06. August 1883:

    In Verfolgung einer von der Landräthischen Behörde zu Schleiden eingegangenen hohen Regierungsverfügung, beschloß der Rath dem Mechernicher Bergwerks Aktien Verein mehrere Parzellen auf dem Territorium des Ortes Vollem zur theilweisen Benutzung bzw. verkäuflich zu überlassen“

     Auszug aus einer Urkunde eines Eigentümers abgeschlossen mit dem Königlich Preußischen Notar für den Oberlandesgerichtsbezirk Cöln mit dem Amtssitz in Gemünd:

    Ähnliche Urkunden wurden mit den Eigentümern der Parzellen in Lorbach, Vussem und Bergheim erstellt.
    An den Kreuzungen der Drahtseilbahn mit Straßen und Wegen sicherten hohe Holzschutzbrücken die Passanten vor herabfallenden Kalksteinen. Es passierte hin und wieder, dass sich auf dem Transportweg ein Korb löste und mit seinem Nachfolger zusammenstieß oder Sabotageakte die Bahn außer Betrieb setzten. Dabei entstanden oftmals an den Pfeilern erhebliche Schäden. Das verursachte einen längeren Stillstand der Drahtseilbahn.

    Holzbrücke über die Landstraße Richtig Weyer
    Auszug aus dem Unterhaltungsblatt und Anzeiger für den Kreis Schleiden, 16.04.1921
    Transportseilbahn Schafberg (Repro: Karsten Karbaum)

    Zur Bedienung der Anlage waren zwei Mann auf Hausen, zwei Mann auf Tivoli und zwei Mann an der Endstation Bleihütte eingesetzt. Dazu kam der Maschinist an der Hütte und der Bahnmeister am Spannbock.
    Die Belegschaft im Steinbruch hatte eine durchschnittliche Stärke von 35 Mann, der lange Jahre der Steiger Wilsberg von Vollem vorstand. Der Tageslohn (1902–1910) betrug für den Hauer 2 Mark, für die Schlepper 1.90 Mark. Vorwiegend wurde aber im Akkord gearbeitet. Dabei erhöhte sich der Tageslohn für den Hauer auf 2.30 Mark und für den Kiesklöpper und Schlepper auf 2,20 bis 2,30 Mark.

    Die sogenannten „Kiesklöpper“ hatten die Aufgabe, den Kalkstein in Stücke zu Würfeln von ca. 4 cm Seitenlänge zu zerschlagen.  Neben einem Schuppen für den Steiger und der „Kaffeebude“ waren in dem Kalksteinbruch eine Schmiede und eine Schreinerei untergebracht. In der Schmiede wurden Gezähe und die im Kalkstein stark beanspruchten Bohrer gewartet. Der Schreinerei oblag vor allem die Herstellung der verschiedensten Hammerstiele, für die es einen ständigen großen Bedarf gab.
    Der Kalkstein wurde durch Sprengung, in der Regel in der Verkehrs-schwächsten Zeit, nämlich mittags um 12 Uhr aus seiner Lagerstätte gelöst und dann manuell auf die geforderte Stärke zerkleinert .

    Der Verlauf der Seilbahn ist auf einer Karte der Plankammer der Königlich-Preußischen-Landes-Aufnahme aus dem Jahre 1895 (27, Kreis Schleiden, Mechernich) zu sehen.

    Der Kalksteinabbau ging im Laufe der Jahre ganz auf Hausen über. 1897 wurde Tivoli stillgelegt. Veränderte Verhüttungsmethoden erforderten weniger Kalkstein. Der Steinbruch auf „Hausen“ wurde 1929 stillgelegt. Die Drahtseilbahn blieb ungenutzt stehen und wurde restlos abgebaut. 1935 erwarb Christian Classen aus Mechernich die Anlage zum Abbruch. Mit dem Schneidbrenner zerlegte er sie, um sie als Schrott abzufahren.

    Die Steinbrüche sind auf „Tivoli“ und auf „Hausen“ heute noch sichtbar. Die Rampen, von denen die Seilbahn abging, sind als Aufschüttung noch vorhanden. Die von „Tivoli“ ist am Weg von Eiserfey nach Vollem links hinter dem Waldrand auf halber Höhe noch zu erkennen.

    Quellen:
    • Karte der Plankammer der Königlich-Preußischen-Landes-Aufnahme aus dem Jahre 1895 (27, Kreis Schleiden, Mechernich)
    • Aufzeichnungen Michael Linden (unveröffentlicht)
    • Beschlüsse des Gemeinderates der Gemeinde Weyer vom 06.08.1883
    • Festschrift zum 1125-jährigen Ortsjubiläum Eiserfey (Willi Brüll)
    • Unterhaltungsblatt und Anzeiger für den Kreis Schleiden, 16.04.2021
    • Die Kalksteinbrüche und Drahtseilbahn, Informationsblätter zur Eifeler Bergbaugeschichte, 5/1997, Anton Köhnen

    Johann W. Mießeler / www.eiserfey.de

    Nach amtlichen Unterlagen und Aufzeichnungen wurde Travertin umfangreich unterhalb (1913 – 1932) und neben der Kakushöhle links der Straße in Richtung Weyer (1937 – 1942) im Steinbruch abgebaut.

    Schon im 18. Jahrhundert soll von Kloster Steinfeld hier in Steinbrüchen der Marmor abgebaut worden sein.

    Travertin gehört zu der Gruppe der Sedimentgesteine und ist ca.100.000 bis 800.000 Jahre alt. Der Name kommt aus dem italienischen travertino und bedeutet „Stein aus Tivoli“. Travertin ist ein mehr oder weniger poröser Kalkstein, der in verschiedenen Farben (Gelb, Beige, Braun und Rot) vorkommt und aus kalten, warmen oder heißen Süßwasserquellen als Quellkalk chemisch ausgefällt wurde. (Ausscheiden von gelösten Stoffen in Form von Kristallen, Flocken oder Tröpfchen). Dieser Süßwasserkalk besteht fast ausschließlich aus Calciumcarbonat (CaCO³).

    Travertin ist auf den Kontinenten weit verbreitet. Die Vorkommen sind meist nicht sehr mächtig. Mit der Kakushöhle bietet sich uns ein gleich vor der Haustür gelegenes, eindrucksvolles und anschauliches Beispiel eines solchen Vorkommens.


    Travertin wird im Bauwesen als Naturstein und zur Dekoration verwendet. Dass der Abbau des hiesigen Travertingesteins einmal wirtschaftlich bedeutend werden sollte, war im Jahr 1895 noch nicht abzusehen. Im März 1895 berichtete das „Unterhaltungsblatt und Anzeiger für den Kreis Schleiden und Umgebung“:

    Über Eifelmarmor ist in der letzten Zeit viel in den Zeitungen berichtet worden, welcher in den Kreisen Schleiden, Prüm und Daun gefunden worden sei und der die Güte des belgischen Marmors noch übertreffen solle. Proben von Eifelmarmor wurden schon vor 2 Jahren von einem Baubeamten im Kölner Eifelklub gezeigt. Damals wurde behauptet der Eifelmarmor gleiche dem Baustoff des neuen Palais in Potsdam. Vom Eifelmarmor sollen Altäre und Taufsteine der alten Klosterkirche zu Steinborn hergestellt worden sein. Es heißt, die königliche Regierung wolle eine Untersuchung über Bauwürdigkeit veranlassen.


    Travertin-Steinbruch an der Ölmühle, bis 1930/31

    Im Jahr 1913 erschloss Everhard Esser, als damaliger Besitzer der Kakushöhle, einen Marmorsteinbruch unterhalb der Kakushöhle im Bereich der Ölmühle in Eiserfey, den ersten seiner Art in der Eifel, wie es im Eifelvereinsblatt vom März 1913 hieß. Auf einer Ausstellung anlässlich des Jubelfestes zum 25-jährigen Bestehen des Eifelvereins in Trier im Mai 1913 wurden bereits kleinere, aus Travertin gefertigte Gegenstände gezeigt. Wie weiter berichtet wurde, fanden die präsentierten Wanduhren, Schreibzeuge, Briefbeschwerer, Kartenhalter, Löscher usw. die Bewunderung der Ausstellungsbesucher.
    Der Bedarf an Travertin wuchs stetig an. Zeugnis davon gaben Futtertröge, vor allem aber Grabsteine und Grabeinfassungen. Wie im vorerwähnten Eifelvereinsblatt geschrieben, sah man eine …

    Reihe säuberlich polierter Proben schönen Marmors aus seinem jüngst erschlossenen Steinbruch. Es waren meist Stücke von prachtvollem Bundmarmor mit weißen und weinroten Adern von feiner kristallinischer Struktur; besonders interessant für den Geologen waren mehrere Stücke, deren Struktur noch deutlich den Aufbau des Gesteins aus devonischen Korallenstöcken erkennen ließ.

    Diese fossilreichen Kalksteine  wie der „Eifelmarmor“ lassen sich gut polieren und waren aufgrund ihrer auffallenden Musterung als Werkstein beliebt.

    Steinbruch an der Ölmühle, 1930

    Nach Everhard Essers Tod 1914 wurde der Steinbruchbetrieb an der Kakushöhle bis 1932 von der Firma Horst in Hürth weitergeführt.


    Die Kreisverwaltung Schleiden erkannte frühzeitig den drohenden Verlust des einmaligen Gesteins und Kulturgut und kaufte nach schwierigen Verhandlungen 09.04.1913 das Zentrum der Kakushöhle von Everhard Esser. Die von 36.000 Mark auf 20.000 Mark stark reduzierte Kaufsumme konnte nur mit großzügiger Unterstützung durch Spenden von Privatleuten und Institutionen gezahlt werden. Der Abbau ging dennoch weiter, obwohl die Kakushöhle als „großartiges Naturdenkmal“ eingestuft wurde und „seine Erhaltung eine Notwendigkeit“ sei.
    Die starke Landschaftsveränderung stieß auch auf den Widerstand von Wissenschaftlern, darunter Professor C. Radermacher, der Direktor des Museums für Ur- und Frühgeschichte und Professor Dr. A. Danneberg von der Technischen Hochschule in Aachen. Er beschreibt in einem geologischen Gutachten, dass die dem Hauptfelsen vorgelagerten Blöcke nur abgestürzte Teile der großen Travertinmasse seien und nur alle zusammen das beeindruckende Gesamtbild ergeben würden, aus dem kein Teil ohne Schaden für das Ganze herausgenommen werden könne.
    Die gesammelten Erkenntnisse führten dazu, dass zunächst ein Teilbereich der Kakushöhle mit Polizeiverordnung vom 05.04.1927 zum Naturschutzgebiet erklärt wurde. Diese Verordnung löste bei den wirtschaftlich betroffenen Unternehmen einen Sturmlauf der Entrüstung aus. Gerichtlich wurde dagegen vorgegangen, da abgeschlossene Lieferverträge nicht mehr erfüllt werden konnten. Ebenso betroffen von dieser Maßnahme waren die Eigentümer der an Gebr. Horst verpachteten Grundstücken, u. a. auch der Urgroßvater des Autors, da für 10 Tonnen (4 m³) abgebauten Travertin ein Betrag von 20,00 RM gezahlt wurde.

    Der Kreis versuchte nach und nach Grundstücke von den angrenzenden privaten Grundstückseignern zu erwerben. Dennoch wurden die nicht unter Naturschutz gestellten Randgebiete weiter ausgebeutet.

    Die Fa. Gebr. Horst beantragte am 26. März 1927 beim Bürgermeister in Zingsheim eine Genehmigung zum Sprengen von Steinblöcken.

    Die Firma Gebr. Horst stellte im Januar 1929 den Antrag, eine Transportbahn vom Steinbruch bis auf Höhe der Straße nach Dreimühlen zu bauen. Die Bahn war ca. 90 Meter lang und hatte einen Höhenunterschied von 24 Metern zu überwinden. Die Transportwagen konnten Steinblöcke von 2 m³ tragen und wurden über Seilantrieb von einem 20 PS starken Motor gezogen. Nach Errichtung der Transportanlage sollten 15 bis 20 Arbeiter beschäftigt werden.

    Plan der Transportanlage 1929

    Nachdem der Bereich der Kakushöhle unter Naturschutz gestellt wurde und der Abbau geringer wurde, verlagerte sich der Travertinabbau auf die andere Straßenseite zum „ahle Koansteen“.

    Quellen:
    • Eifelvereinsblatt März und April 1913
    • Eiserfeyer Schulchronik 1936-1967
    • Euskirchener Volksblatt, April 1938,
    • Unterhaltungsblatt und Anzeiger für den Kreis Schleiden und Umgegend (Amtliches Kreisblatt),13.April 1895,
    • Kreisarchiv Euskirchen SLE I. 198 / 425-426 u SLE I. 197 / 015 ff
    • dito SLE I.  198 / 160 ff, SLE I. 190 / 227 ff, SLE  I. 198 / 510, SLE I. 195.2 / 049
    • Stadtarchiv Mechernich
    • Fotos Privat
    • Gemeindearchiv Nettersheim Lageplan von den Grundstücken am Kartstein, Gemarkung Weyer
    • dito Eifeler Volkswacht EIFLIA Heimatblätter Nr. 2, 1929
    • dito div. Schriftverkehr der Gemeinde Weyer mit Kreis Schleiden
    • dito Gerichtsurteil vom 25.10.1927 KA 6866
    • dito Schreiben Landrat an Fa. Nobis-Lancier vom 02.12.1937
    • Peter Lorenz Könen; Eifeler-Travertin für das Reichsparteitagsgebäude in Nürnberg. Arbeitsgruppe Bergbaugeschichte. 2. Auflage, Mechernich 2013
    • Norbert Hanenberg, Daniel Lohmann, Ursula Kleefisch-Jobst, Peter Köddermann: Ludwig Mies von der Rohe, Mies im Westen, Projekte und Spuren im Rheinland. Geymüller Verlag, Aachen 2022
    • Patentschrift Nr. 548791, Ewald Mies in Aachen, Steinsäge, bei der zur gleichzeitigen Vornahme mehrerer Schnitte ein endloses Drahtseil verwendet wird.

    Johann W. Mießeler / www.eiserfey.de

    Nach amtlichen Unterlagen und Aufzeichnungen wurde Travertin umfangreich unterhalb (1913 – 1932) und neben der Kakushöhle links der Straße in Richtung Weyer (1937 – 1942) im Steinbruch abgebaut.

    Schon im 18. Jahrhundert soll von Kloster Steinfeld hier in Steinbrüchen der Marmor abgebaut worden sein.

    Travertin gehört zu der Gruppe der Sedimentgesteine und ist ca.100.000 bis 800.000 Jahre alt. Der Name kommt aus dem italienischen travertino und bedeutet „Stein aus Tivoli“. Travertin ist ein mehr oder weniger poröser Kalkstein, der in verschiedenen Farben (Gelb, Beige, Braun und Rot) vorkommt und aus kalten, warmen oder heißen Süßwasserquellen als Quellkalk chemisch ausgefällt wurde. (Ausscheiden von gelösten Stoffen in Form von Kristallen, Flocken oder Tröpfchen). Dieser Süßwasserkalk besteht fast ausschließlich aus Calciumcarbonat (CaCO³).

    Travertin ist auf den Kontinenten weit verbreitet. Die Vorkommen sind meist nicht sehr mächtig. Mit der Kakushöhle bietet sich uns ein gleich vor der Haustür gelegenes, eindrucksvolles und anschauliches Beispiel eines solchen Vorkommens.


    Travertin wird im Bauwesen als Naturstein und zur Dekoration verwendet. Dass der Abbau des hiesigen Travertingesteins einmal wirtschaftlich bedeutend werden sollte, war im Jahr 1895 noch nicht abzusehen. Im März 1895 berichtete das „Unterhaltungsblatt und Anzeiger für den Kreis Schleiden und Umgebung“:

    Über Eifelmarmor ist in der letzten Zeit viel in den Zeitungen berichtet worden, welcher in den Kreisen Schleiden, Prüm und Daun gefunden worden sei und der die Güte des belgischen Marmors noch übertreffen solle. Proben von Eifelmarmor wurden schon vor 2 Jahren von einem Baubeamten im Kölner Eifelklub gezeigt. Damals wurde behauptet der Eifelmarmor gleiche dem Baustoff des neuen Palais in Potsdam. Vom Eifelmarmor sollen Altäre und Taufsteine der alten Klosterkirche zu Steinborn hergestellt worden sein. Es heißt, die königliche Regierung wolle eine Untersuchung über Bauwürdigkeit veranlassen.


    Die Kreisverwaltung Schleiden erkannte frühzeitig den drohenden Verlust des einmaligen Gesteins und Kulturgut und kaufte nach schwierigen Verhandlungen 09.04.1913 das Zentrum der Kakushöhle von Everhard Esser. Die von 36.000 Mark auf 20.000 Mark stark reduzierte Kaufsumme konnte nur mit großzügiger Unterstützung durch Spenden von Privatleuten und Institutionen gezahlt werden. Der Abbau ging dennoch weiter, obwohl die Kakushöhle als „großartiges Naturdenkmal“ eingestuft wurde und „seine Erhaltung eine Notwendigkeit“ sei.

    Die gesammelten Erkenntnisse führten dazu, dass zunächst ein Teilbereich der Kakushöhle mit Polizeiverordnung vom 05.04.1927 zum Naturschutzgebiet erklärt wurde. Diese Verordnung löste bei den wirtschaftlich betroffenen Unternehmen einen Sturmlauf der Entrüstung aus. Gerichtlich wurde dagegen vorgegangen, da abgeschlossene Lieferverträge nicht mehr erfüllt werden konnten. Ebenso betroffen von dieser Maßnahme waren die Eigentümer der an Gebr. Horst verpachteten Grundstücken, u. a. auch der Urgroßvater des Autors, da für 10 Tonnen (4 m³) abgebauten Travertin ein Betrag von 20,00 RM gezahlt wurde.

    Der Kreis versuchte nach und nach Grundstücke von den angrenzenden privaten Grundstückseignern zu erwerben. Dennoch wurden die nicht unter Naturschutz gestellten Randgebiete weiter ausgebeutet.

     


    Chronik\Fotos Travertin\Kartenausschnitt Naturschutz ca. 1931.jpg


    Die Karte zeigt den Zustand um 1931, die grün umrandeten Grundstücke sind Kreiseigentum und gleichzeitig Naturschutzgebiet. Im Laufe der nachfolgenden Jahre erwarb der Kreis weitere Grundstücke. 1934 wurden die Grundstücke rechts von der Straße, von Weyer in Richtung Dreimühlen, „Ahle Koansteen“ gekauft. Derweil wurde der Naturschutz wiederholt ausgedehnt, jedoch in den Folgejahren von den Nationalsozialisten ausgesetzt. Das ermöglichte ihnen den Abbau von Tausenden Kubikmetern Travertingestein für ihre Prunkbauten zur Glorifizierung der Nazi-Diktatur.

    Glatte Schnittstelle am Felsmassiv sichtbar

    Die erste Musterlieferung erfolgte im Oktober 1937. Nach einem harten Winter wurde ab März 1938 ständig geliefert. Allein im Zeitraum vom 03. November 1938 bis 26. Januar 1939 wurden 148 cbm in Blöcken geschnitten, insgesamt sollen es über 6000 m³ für Nürnberg gewesen sein. Die Blöcke wurden auf dem Weg nach Nürnberg bei verschiedenen Steinmetzwerkstätten in Scheiben zersägt. Die Scheiben dienten als Fassadenverkleidung der Türme in Nürnberg. In diesem Bericht wird nicht weiter detailliert auf dieses Thema eingegangen. Hierüber hat der Mechernicher Heimatforscher Peter-Lorenz Könen unter „Eifeler Travertin für das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg“ ausführlich berichtet.

    Foto zeigt Fritz Esser auf seinem Lanz Bulldog mit Travertinblöcken beladenen Anhängern

    In der Eiserfeyer Schulchronik schreibt Lehrer Alfons Nießen, mit Datum vom 1. November 1938, sehr anschaulich über den Abbau des „Ahle Koansteens“. Seine Darstellung wird wörtlich zitiert.

    „Mächtig wuchsen die stolzen Repräsentativbauten in Nürnberg, München, Berlin und anderen deutschen Städten ihrer Vollendung entgegen. Quader um Quader wird aufeinander gefügt. Es ist deutscher Stein, der an diesen Bauwerken Verwendung findet und zum Teil aus unserer nächsten Nähe stammt. Travertin, auch Eifeler Marmor wird er genannt. Die Stelle, wo fleißige Hände schon ein Jahr tätig sind, den Stein zu brechen, liegt kaum ein Bogenschuß von unserem Dorf entfernt. Gegenüber dem Kartstein (Kakushöhle) auf der anderen Seite der Straße nach Weyer liegt der Bruder des Kartsteins. Dicht an der Straße türmt sich der Eiszeitgesteinskegel in etwa 20 bis 30 Meter Höhe. Hier befindet sich der Travertinbruch eines Kölner Marmorwerkes, von dem aus seit Monaten Eifeler Marmor an die erwähnten Bauten geliefert wird. Leise surren die teils senkrecht, teil schräg und auch horizontal laufenden Seiltransporträder, über die das 420 Meter lange Sägeseil verläuft. Diese Länge wäre an sich wegen des Sägeeffekts nicht notwendig, doch bei kürzeren Sägeseilen würden zu viele Seile verschleißen, da der Sägeprozess mit Hilfe von feinem Mechernicher Quarzsand und Wasser den Schneidedraht stark beansprucht. Travertin ist stellenweise nämlich so hart wie der Granit, auf dem er ruht. Auch der lange Sägedraht reicht für einen Schnitt nicht aus. Ein solcher Schnitt dauert durchschnittlich zehn bis elf Tage. Dabei wird eine, je nachdem ein bis zwei Meter dicke Tafel von 100 bis 110 Quadratmeter von dem Felsmassiv abgeschnitten. Vier Seillängen von 420 Meter Länge werden normalerweise hierfür gebraucht. Der anfänglich 5 Millimeter starke Sägedraht schleißt bis auf mehr als die Hälfte ab. Aus diesem Grunde muss der Sägeschnitt zugegipst werden, damit das beim Schneideprozess zugesetzte und unerlässliche Sand-Wasser-Gemisch nicht aus der Sägefuge hinausläuft. Die Härte des Eifeler Marmors beweist die Tatsache, dass der Sägeschnitt stündlich nur fünf Zentimeter beträgt. Ist der Schnitt beendet, dann wird die senkrecht abgeschnittene Scheibe mit Keilen und Winden sorgsam auf die bereits abgeräumte Seite umgelegt. In besonderen Fällen wird auch ein Moper verwandt, kleine, unscheinbare, etwa 20 Zentimeter hohe und 30 Zentimeter lange Kästchen, hydraulische Pumpen, die 50 bis 100 Tonnen leisten. Oberhalb und unterhalb der Sägestelle knattern die Preßluftbohrer. Dort, um den auflagernden Abraum zu beseitigen, der jedoch nur flach aufliegt, da, um die stattliche Scheibe in entsprechende Blöcke zu teilen. Von Januar bis heute wurden etwa 600 Kubikmeter Travertin abgebaut. Der vorhandene Rest wird etwa die gleiche Ausbeute ergeben. Unser Travertin enthält wie aller Muschelkalk auch zahlreiche Eindrücke, Einschlüsse bzw. Abdrücke. Da gibt es Fische, Farn und andere Dinge aus der Eiszeit zu sehen. Hier und da lagern guterhaltene Holzstücke in dem Gestein, das von gelblicher Farbe ist.
    Auf der Baustelle ist die Kraftstation in einer Bretterbude untergebracht. Neben dem Maschinenhaus erheben sich noch verschiedene andere Buden aus rohem Schalholz, die als Lager für Material und Unterkunft für die 17-köpfige Steinbruchbelegschaft dienen. Interessant ist auch die Art, wie das Sägeseil straff gehalten wird. Das geschieht durch ein Lorenuntergestell, auf dem je nach der Tiefe des Schnittes, mehr oder weniger Steinblöcke lagern. Das ganze läuft auf Schienen und ist verstellbar. Wuchtig ragen zwei Holzkräne auf, die die Steinriesen sicher von der Höhe herunterführen und auf geeignete Wagen zum Transport per Trecker verladen. Sie sind durch mächtige Drahttaue verankert und zwar teilweise in Zement und teilweise sind sie um kleinere Geschwister des Hauptsteinmassivs geschlungen. Das Wasser wird von Dreimühlen aus dem nie versiegenden Hauserbach durch eine oberirdische Rohrleitung gedrückt.
    Inzwischen ist man nicht sehr weit von dieser Arbeitsstätte entfernt, bei Pesch, auf ein gutes Travertinvorkommen gestoßen. Während an der Kakushöhle der Marmorberg 40 bis 50 Meter lang ist, hat man bei Pesch eine Länge von 300 Meter gemessen. Die Tiefe bzw. die Höhe der neuen Ader wird im Augenblick noch festgestellt.
    Der Sägemeister ist ein gebürtiger Vorarlberger. Unter anderem hat er sich auch in Montevideo und in den Kordilleren den Wind um die Nase wehen lassen.
     1932 kehrte er heim. Die Arbeiter sind meistens in den umliegenden Dörfern beheimatet.“

    Soweit der Bericht von Herrn Nießen.
    Schwere Hebeanlagen (Derrick-Kran) am „ahle Koansteen“, 1938
    „ahle Koansteen“ von Süden

    Der Abbau wurde 1942/43 eingestellt. Seit dieser Zeit überwuchern einheimische Pflanzen den ehemaligen Steinbruch, sodass man davon fast nichts mehr erkennen kann. Einzig und allein ein bearbeiteter, im äußeren Höhlenbereich liegende Quader bzw. ein aufgestelltes, geschnittenes Steinstück erinnert an den Travertinabbau vergangener Tage.

    verbliebener Steinquader an der Kakushöhle

    Travertinabbau „Mies“, Urfey

    Neben den bereits erwähnten Marmorsteinbrüchen an der Kakushöhle gab es einen weiteren Steinbruch zwischen Weyer und Urfey.

    Das im Besitz der Familie Zingsheim aus Urfey befindliche Grundstück wurde zur Ausbeutung des Travertingesteins 1938 an Ludwig Mies von der Rohe verpachtet. Der Gesteinsabbau wurde von 1939 bis ca. 1944 durchgeführt. Details zu den Abbauarbeiten werden hier nicht beschrieben. Hierzu wird ausführlich in der Veröffentlichung „Mies im Westen“ berichtet. (siehe Literatur und Quellenangaben)

    Ludwig Mies van der Rohe zählte zu den bekanntesten Architekten des 20. Jahrhunderts. Sein Bruder Ewald Mies hatte den elterlichen Steinmetzbetrieb in Aachen übernommen, und bearbeitete und handelte mit Steinmaterial. Er betrieb auch den Travertinsteinbruch in Urfey. Neben den erwähnten Tätigkeiten war er auch erfolgreicher Konstrukteur von Steinsägen und Steinbearbeitungsgerätschaften. Ewald Mies meldete mehrere Patente an. Das Patent einer Steinseilsäge, Patent Nr, 803029, wurde am 02.10.1948 angemeldet und am 18.01.1951 veröffentlicht. Nachfolgend wird das Patent einer Steinseilsäge von 1931/32, Patent Nr. 548791 dargestellt.


    technische Zeichnung Patent, Ewald Mies, Steinseilsäge, 1931
    Quellen:
    • Eifelvereinsblatt März und April 1913
    • Eiserfeyer Schulchronik 1936-1967
    • Euskirchener Volksblatt, April 1938,
    • Unterhaltungsblatt und Anzeiger für den Kreis Schleiden und Umgegend (Amtliches Kreisblatt),13.April 1895,
    • Kreisarchiv Euskirchen SLE I. 198 / 425-426 u SLE I. 197 / 015 ff
    • dito SLE I.  198 / 160 ff, SLE I. 190 / 227 ff, SLE  I. 198 / 510, SLE I. 195.2 / 049
    • Stadtarchiv Mechernich
    • Fotos Privat
    • Gemeindearchiv Nettersheim Lageplan von den Grundstücken am Kartstein, Gemarkung Weyer
    • dito Eifeler Volkswacht EIFLIA Heimatblätter Nr. 2, 1929
    • dito div. Schriftverkehr der Gemeinde Weyer mit Kreis Schleiden
    • dito Gerichtsurteil vom 25.10.1927 KA 6866
    • dito Schreiben Landrat an Fa. Nobis-Lancier vom 02.12.1937
    • Peter Lorenz Könen; Eifeler-Travertin für das Reichsparteitagsgebäude in Nürnberg. Arbeitsgruppe Bergbaugeschichte. 2. Auflage, Mechernich 2013
    • Norbert Hanenberg, Daniel Lohmann, Ursula Kleefisch-Jobst, Peter Köddermann: Ludwig Mies von der Rohe, Mies im Westen, Projekte und Spuren im Rheinland. Geymüller Verlag, Aachen 2022
    • Patentschrift Nr. 548791, Ewald Mies in Aachen, Steinsäge, bei der zur gleichzeitigen Vornahme mehrerer Schnitte ein endloses Drahtseil verwendet wird.

    Weyer liegt am ostwärtigen Rand des Nordabfalls der Eifel zur Niederrheinischen Bucht. Das Gebiet der Gemarkung bildet als Weyerer Mulde einen Teil der nordsüdlich verlaufenden Sötenicher Kalkmulde, die etwa eine Länge von 30 km aufweist und dem Mitteldevon (360 bis 380 Millionen Jahre alt) zugeordnet wird. Mit Devon bezeichnet man die Formation des Erdaltertums (Paläozoikum). Es ist benannt nach der südenglichen Grafschaft Devonshire, wo Gesteine aus dieser Epoche vorkommen. In Deutschland baut das Devon das Rheinische Schiefergebirge, Teile des Harzes und Ober-Thüringens auf.

    Als vor rund 400 Millionen Jahren die Aufschüttung der Gesteinsserien in der Eifel begann, bot die Erdoberfläsche ein völlig anderes Bild. Während dieser erdgeschichtlichen Formation, die mindestens 40 Millionen Jahre dauerte, war das gesamte Gebiet des heutigen Rheinischen Schiefergebirges von einem tropisch warmen Schelfmeerbecken (Flachmeer) bedeckt.

    Die aufgefundenen Fossilien belegen, daß während des Mitteldevons die Gemarkung Weyer im Bereich eines Riffes, somit am Schelfrand gelegen haben muss. Bei dem Fossilienvorkommen handelt es sich in der Regel um die versteinerten Hartteile, wie Schalen, Gehäuse, der im Flachmeer vor dem Riff lebenden Tiere. Es handelt sich vor allem um Brachiopoden, Muscheln und Seelilien. In den Hohlkörpern der toten Tiere drang feinstes Sediment ein, das sich im Laufe der Jahrmillionen zu Gestein verfestigte. Die Kohlensäure im Meerwasser löste die aus Kalziumkarbonat bestehenden Schalen allmählich auf. Zurück blieb ein steinerner Kern, dessen Oberfläche, die von Art zu Art unterschiedlichen Strukturen der Schalen bis ins feinste Detail festhielt.
     
    In den Kalken und Mergeln der südlicheren mitteldevonischen Sötenischer Kalkmulde nimmt der Fossilienreichtum zu. Stromatoporen, Korallen, Seelilien und Brachiopoden bestimmen den Fauneninhalt der uns bekannten Fundorte. Das wichtigste Kalksteinvorkommen liegt beiderseits der Urft bei Rinnen, Sötenich und Keldenich, wo die Schichten des höheren Mitteldevon (Givet) undolomitisiert geblieben sind. Vor allem die tonarmen Kalksteine der Dreimühlen-Schichten werden dort zur Herstellung von Zement abgebaut.

    Als Zuschlagstoffe bei der Verhüttung der Mechernicher Bleierze fanden Riffkalksteine des Paulusgraben-Horizonts (Ahrdorfer Schichten) Verwendung, die am Hausener Berg südlich Dreimühlen gebrochen und mittels Seilbahn zur Mechernicher Hütte transportiert wurden.
    Die Bedeutung der ganz überwiegend aus Dolomit bestehenden Schichten des Oberen Mitteldevons im Kerngebiet der Sötenicher Mulde beruht auf ihrer starken Verkarstung, die durch die lösende Wirkung des im Gebirge zirkulierenden Wassers verursacht ist.
     
    Die Durchlässigkeit des Gebirges ist so groß, daß weithin eine oberflächliche Entwässerung völlig fehlt und der unterirdische Abfluß auf wenige sehr starke Quellen konzentriert ist.

    Schon die Römer haben die drei Hauptquellen bei Dreimühlen, Urfey und Kallmuth gefaßt, und ihr Wasser in den bekannten Römerkanal nach Köln geleitet. Die beiden erstgenannten Wassergewinnungsanlagen bilden die Hauptgrundlage für die Wasserversorgung von Mechernich.

    Die große Wasserdurchlässigkeit des Dolomits und des Kalksteins birgt für die Wasserwirtschaft neben dem Vorteil leichter Gewinnung großer Wassermengen auch Probleme, weil Schadstoffe leicht und schnell ins Grundwasser gelangen können. Als fremdes Element in der sonst aus Devonkalk bestehenden Gemarkung Weyer findet man beim Kartstein-Kakushöhle, bei Dreimühlen und in der Flur „Im Stein“ bei Urfey, Kalktuffsteinbildung. Er besteht in der Hauptsache aus einem umgeschichteten Gestein, einem Travertin, wie er nach den bekanntesten Vorkommen in den Abruzzen (Italien) benannt wird. Wir haben es in der Gemarkung mit einem älteren und jüngeren Travertinvorkommen zu tun.
     
    Die grob poröse Tuffkalkstrucktur tritt hier allerdings wenig hervor, meistens ist das Gestein fein Porös. An einzelnen Stellen stellt es sich dicht im splittrigen Bruch dar. In diesem Gestein sind noch heute die Hohlräume zu erkennen, die mit Pflanzenstengeln ausgefüllt waren. Diese geologische Formation entstand im Eiszeitalter. Vor 100.000 bis 10.000 Jahren wechselten mehrfach langdauernde Kaltzeiten mit Warmzeiten ab. Während dreier Warmzeiten, zuletzt im Holozän (Nacheiszeit) vor 10.000 Jahren, flössen von Weyer und den Hauserbenden her sehr kalkreiche Bäche ins Feytal. Die Wässer entstammten dem Kartgrundwasser der Sötenicher Mulde. Der im Wasser befindliche Kalkanteil setzte sich mit der Zeit ab. Die Ablagerung war nicht überall gleichmäßig und es entstanden kleine Becken, in deren unruhigem Wasser sich der Kalk als dichte Schicht niederschlug. Waren sie ausgefüllt, konnte das Quellwasser über die neu gebildeten Schichten wieder hinwegrieseln und sie mit Kalktuff bedecken. Der Kalktuff findet sich noch in einer abweichenden Ausbildung. Er tritt, zusammengesetzt aus konzentrischen, kugeligen Schalen, auf. In den meisten Fällen läßt sich im Innern einer Kugel ein Kern erkennen, der aus Kalktuffbruchstücken oder aus fremden Gerollen besteht. Um diese Kerne, die im Wasser frei herumgewirbelt wurden, hat sich der Kalk schalenförmig so lange abgesetzt, bis die entstandenen Kugeln zu schwer wurden und zu Boden sanken. Sie verbanden sich miteinander durch den die Zwischenräume verkitteten Kalk. Die Ausbildung der „Schalen“ spiegelt die wechselnden Kohlensäure- oder Kalkgehalte, und die Schwankungen der Temperatur und die Fließgeschwindigkeit des Wassers. Diese Wechsel beschleunigten oder verzögerten jeweils die Kalkausscheidung und damit die Stärke der Schichtenfolge. Der Kartstein wird dem älteren Travertin zugeordnet. (Entstanden im Diluvium, da unter den orographischen und hydrologischen Verhältnissen späterer Epochen dort nicht stattfinden konnte.) Das Gehänge oberhalb des Kartsteins muß zur Zeit seiner Entstehung weniger abgetragen gewesen und Quellen ausgetreten sein, die durch die tiefere Lage des Grundwasserstromes versiegten und nicht mehr wie zuvor den Abhang herunterrieselnd, ihren Kalkgehalt am Gehänge ausschieden.
     
    Der Kartstein bildet eine etwa 18 m mächtige, kompakte, kaum poröse Kalksteinmasse von grauer, seltener gelblich- oder bräunlichgrauer Farbe. Als Gerolle findet man darin neben umgelagerten Travertin Blöcken und mitteldevonischen Dolomitstein viel Quarz und Brauneisen aus der einstigen tertiären Bedeckung des Gebietes. An Fossilien enthält der Travertin Pflanzenabdrücke und Schnecken. Das Travertin vorkommen auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Kartsteins bei Dreimühlen und in der Flur „Im Stein" bei Urfey ist jüngeren Ursprungs und dem Holozän (Nacheiszeit) zuzuordnen.

    Beide Vorkommen wurden ab 1938 für Repräsentativbauten des Dritten Reiches, abgebaut. „Im Stein“ bei Urfey ist bei liegengebliebenen Platten die damalige Abbaumethode noch ersichtlich.

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