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    Kakus, Hollegöttin, Kartenspieler

    Das Märchen vom Riesen Kakus, der Hollegöttin und dem Kartenspieler
     
    In: Martina Schäfer: Die magischen Stätten der Frauen. Reiseführer durch Europa. Kreuzlingen/München 2000
     
    Es heißt, dass von der Kartsteinhöhle ein unterirdischer Gang zum Herkelstein bei Weiler führt. Dies ist die südöstliche Richtung und man mag sich fragen, was dies zu bedeuten hat.
     
    Der Riese Kakus pflegte Frau Härke durch diesen Gang auf dem kürzesten Weg zu besuchen - und sie ihn. Eines Tages, besser spät abends, saßen sie wieder lustig zusammen in ihrer Höhle, als Kakus plötzlich unruhig den Kopf hob: "So geht das nun schon eine ganze Weile!" murrte er seine mythische Freundin an. "Man behauptet inzwischen, mein Kartstein hieße so, wie er heißt, weil immer wieder Leute hierher kämen, um Karten zu spielen. Sie hocken da oben, an dem alten Römeraltar und dreschen ihre Pappfetzen auf die Steine, lachen, saufen, brüllen und randalieren in der Gegend herum! Unsere Kleinen können kaum noch schlafen - und überhaupt, was macht das für einen Eindruck? Wir sind ein ernsthaftes Unternehmen, Härke, wir bringen den Menschen die kleinen Kinder und schützen die, die in den rauen Eifelwintern krank werden, weil die armen Leute oben auf den Kalktriften nicht genug zu essen haben. Keine Kneipe, Gnädigste, sind wir, sondern ein Kinderheim!"
     
    Frau Härke schüttelte weise den Kopf, lauschte aber auch besorgt in die Tiefen des Berges hinab, ob die sieben mal sieben kleinen Kinderseelen ihre Ruhe hatten. "Mein Freund, das Problem ist: Es gibt eine neue Religion dort oben - schon seit ein paar Jahren, 500 oder so, noch nicht lange, aber trotzdem ist sie nicht ohne Wirkung. Die Priester dieser Religion verbieten den Menschen das Kartenspielen - frag mich nicht warum - aber sie tun es. Sie nennen Karten Des Teufels Gebetbuch und wenn ein Bäuerlein damit erwischt wird, drohen sie ihm, dass er nach seinem Tod nicht in ihre obere Anderswelt komme, die sie Paradies nennen, sondern in die untere, die sie" - hier seufzte Härke, die in manchen Gegenden auch Holle genannt wird - "immerhin noch Hölle nennen."
     
    Kakus lachte: "Ausgerechnet nach meinem bocksbeinigen Bruder müssen sie das Kartenspiel benennen, der hat doch bisher jedes Spiel verloren!"
     
    "Man darf halt nicht so viel denken und zweifeln und fragen, Kakus, sondern muss täuschen und ausspielen und angreifen. Alles Dinge, die ihm nicht so liegen. Er ist ein Zweifler und wird, solange die Erde sich dreht, ein dem Zweifel ergebenes Wesen bleiben. Was glaubst du, warum er den Namen Twüffel hat, Der Zweifler?"
     
    "Egal - aber die Kartenspieler stören mich und dich vielleicht auch, vor allem aber die Kleinen. Was sollen wir tun?"
     
    "Wir müssen sie an einen anderen Ort bringen, an den sich die Priester der neuen Religion nicht wagen." Frau Härke stützte ihren mächtigen eisgrauen Kopf in die Hände, runzelte die Stirn, dass leise ein paar Travertinbröckchen von der Decke rieselten, und dachte nach. So ein Denken dauert bei Göttinnen und Riesen nicht allzu lange - nur den Moment von zwei- bis dreihundert Jahren, vielleicht ein wenig mehr, wenn es sich um ein schwerwiegenderes Problem handelt. Immerhin dachte sie so lange, dass ihr Ergebnis nicht mehr in die Märchen gelangen konnte, die - wie alle gebildeten Leute wissen - in unserem Land während der Romantik gesammelt wurden. Doch irgendwann nach dem Redaktionsschluss von Grimm und Konsorten war es wohl so weit: Härke und Kakus haben eine Lösung gefunden, welcher Art auch immer, denn heute spielen sie wieder: die Herren und Damen, Skatclubs, Jassleute, Kinder auf den Schulhöfen mit ihren Autoquartetten, Familien spielen Rommee und die alten Damen im Kurhaus von Bad Münstereifel Bridge. Und an manch einem lauen Sommerabend ist wohl auch Kakus wieder da, Härke sitzt mit ihm am alten Römeraltar und gemeinsam ziehen sie dem armen Teufel, wie schon in alten Zeiten, das Fell über die Ohren, weil er alles kann bis auf eines: Kartenspielen.

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